Mittwoch, 30. Juni 2010

Tag 51: Peurasuvanto - Sodankylä, 53 km

Heute war eine kurze und flache Etappe an der Reihe, die uns in die erste größere finnische Stadt führte. Das Wetter war zunächst nieselig bei etwas über 10 Grad, aber am Ende hat mich ein Regenguss doch noch voll erwischt. Zu fotografieren gab es eigentlich nichts, weil alles grau in grau aussah.

Die finnischen Mücken sind übrigens abgehärtet, sie verschwinden auch bei Regen nicht. Auf dem Bild sieht man Dörte bei der Tätigkeit, die sie vor jedem Losfahren erledigen muss: Mit dem "Mördertuch" auf Mückenjagd gehen.
Wir haben hier wieder eine Ferienwohnung und konnten heute mal einen ausgiebigen Mittagsschlaf halten.

Dienstag, 29. Juni 2010

Tag 50: Saariselkä - Peurasuvanto, 81 km

Heute Nacht brach die Wolkendecke kurz auf und gab uns den Blick auf die Mitternachtssonne frei. Da unsere Fenster nach Norden rausgingen, brauchten wir nicht einmal unsere Luxuswohnung zu verlassen.
Kurz hinter Saariselkä haben wir uns am Bischofsstein getroffen. Das ist ein Mahnmal über einen russischen Partisanenanschlag aus dem Jahre 1943, bei dem der frisch geweihte Bischof von Oulu ums Leben kam. Interessant waren dort auch die Informationen zum Straßenbau in Lappland: Die erste Straße nach Ivalo wurde 1913 gebaut und für die 300 Kilometer von Rovaniemi brauchte man damals zwei Tage. Die heutige Schnellstraße entstand erst 1976.

30 Kilometer weiter in Tankavaara hat Dörte sich im Goldwaschen versucht.
Hier steht auch ein Museum über das Goldwaschen (durchaus informativ und sehenswert) und eine in Fassaden wiederaufgebaute Goldgräberstadt (reiner Touristenkitsch). Dörte hat übrigens aus 2 Schaufeln Ufersand tatsächlich einige Mikrogramm Gold gewaschen. Aber ihren Beruf will sie deshalb noch nicht aufgeben ...
Das Wetter wurde zum Nachmittag hin richtig schön und man hatte tolle Blicke in die Landschaft.
Dörte hat wieder eine Hütte gemietet (diesmal mit eigenem WC!) und wartete davor im Sonnenschein auf mich. Passend zur Perry-Rhodan-Lektüre trug sie ihren neuen "Raumanzug", der sich als Mückenschutz sehr bewährte.
PS für die Faktenliebhaber: 13 Grad. Ein Gefühl von T-Shirt-Wetter, genauer: nordfinnischem T-Shirt-Wetter!

Montag, 28. Juni 2010

Tag 49: Inari - Saariselkä, 71 km

Mit dem Temperatursturz ist auch Dörtes Laune um 10 Grad gesunken, wie man leicht an ihrem Kommentar zum gestrigen Eintrag erkennen kann. In der Nacht ging die Temperatur auf 5 Grad zurück und heute mittag erreichte sie immerhin 11 Grad.

Aufmerksame Leser werden schon bemerkt haben, dass wir von der geplanten Route abgewichen sind. Ich habe bisher meine Serie, dass ich jeden Tag mindestens einen Geocache finde, aufrecht erhalten können. Auf der geplanten Route wäre jetzt eine Cache-freie Zone von fast 200 Kilometern gekommen. Die Änderung hat sich auch gleich gelohnt, denn der heutige Cache führte uns zu einer Bärenhöhle. Das ist ein riesiger Findling, in dem ein Gletscherabfluss eine Höhle geformt hat.
Im zugehörigen Souvenirladen hat Dörte Handschuhe und Ohrenwärmer gekauft und fühlte sich gleich besser. Wieso wirkt Shopping auf Frauen eigentlich wie Glückshormone?
(Anmerkung von Dörte: Nicht das Shoppen, sondern die Wärme der Handschuhe machte froh!)

Zum Mittagessen haben wir uns an der Abzweigung nach Murmansk getroffen. Dort war es auch wirklich so kalt, wie das klingt. Wir sind in der Tat nur ca. 50 Kilometer von der russischen Grenze entfernt.

Wir übernachten heute in einem Ferienzentrum mitten in einem Waldgebiet auf ca. 400 Meter Höhe. Dörte hat dort ein prima Appartment organisiert.

Sonntag, 27. Juni 2010

Tag 48: Inari, Bootsausflug zur Insel Ukkonkivi

Heute haben wir es ruhig angehen lassen: Wir haben lange geschlafen (ohne dass uns das Mückennetz auf den Kopf gefallen ist) und dann ausgiebig in der Campingküche gefrühstückt. Draußen regnete es und es war nicht gerade das ideale Wetter für einen Ausflug auf den Inari-See. Wir wollten aber unbedingt die Insel, die im Film "Zugvögel - einmal nach Inari" vorkommt, mit eigenen Augen sehen.
Da es zum Glück nicht auch noch neblig war, hat sich der Ausflug doch gelohnt. Diese kleine Felseninsel ragt markant aus dem See hervor und wir hatten eine gute Aussicht. Außerdem konnte ich bei dem Wetter gut meinen neuen Hut einweihen.
Wir haben uns dann sehr beeilt, weil wir dachten, dass das Fußballspiel schon angefangen hätte. Dank der Zeitverschiebung begann es hier aber erst um 17 Uhr ...

Samstag, 26. Juni 2010

Tag 47: Karigasniemi - Inari, 101 km

Gestern Abend, als Dörte schon schlafen gegangen war (das viele Autofahren ist so anstrengend und macht müde!), habe ich mich an das große Lagerfeuer gesetzt. Am 25. und 26. Juni wird in Finnland mit Johannisfeuern der Mittsommer gefeiert. Erschreckenderweise mit Jägermeister!

Heute früh war es zu heiß und stickig im Auto und ich habe - wie sonst auch - die Seitentür aufgemacht. Heute kamen aber gleich Scharen von Mücken ins Auto, was Dörte zur Installation des mitgebrachten Mückennetzes veranlasst hat.
Das war gar nicht so einfach, denn wir mussten erst einmal die Dimensionen des Netzes ermitteln.
Mit etwas Improvisation hat Dörte aber ein wunderbares Mückennetzdach gezaubert. Hoffentlich fällt es uns diese Nacht nicht auf den Kopf!
Am Vormittag haben wir einen Spaziergang durch ein Naturschutzgebiet unternommen. Genau wie die Straße ging der Wanderweg dauernd rauf und runter. Er hat uns aber gut gefallen und einen Cache haben wir dort auch gefunden. Dörte bedauerte nur, dass wir nicht auf einer Furt einen reißenden Fluss überqueren mussten. Man hätte den Weg auch in eine Schlucht hinein weitergehen hönnen, das wären aber 62 km gewesen ...
Nach einem Drittel der Strecke haben wir zusammen zu Mittag gegessen. Das Restaurant war gleichzeitig Zeltplatzrezeption, Souvenir- und Outdoor-Laden. Dörte hat für uns "Oberkörperkondome" gegen Mücken gekauft. Die sehen aus wie Imkerjacken, allerdings mit einem Reißverschluss im Mundbereich, damit man auch mal einen Schluck aus der Bierdose nehmen kann. Den praktischen Einsatz haben wir noch nicht erprobt, deshalb gibt es noch kein Foto davon.

Wir werden jetzt zwei Nächte in Inari bleiben und wollen morgen eine Bootsfahrt auf den Inari-See machen.

Freitag, 25. Juni 2010

Tag 46: Skoganvarre - Karigasniemi, 68 km

Wenn die Berge nicht so hoch gewesen wären, dann hätten wir gestern eine prächtige Mitternachtssonne gehabt. Die Temperaturen sind richtig milde geworden: Heute morgen waren es 17 Grad beim Frühstück und beim Abendessen sind es jetzt 20 Grad. Was für ein Unterschied zum Nordkap!

Wir begannen den Tag mit einem Spaziergang durch ein ehemaliges deutsches Feldlazarett. Es war einmal eines der größten in Europa, bevor es 1944 beim Rückzug vollständig zerstört wurde. Heute sieht man nur noch Ruinen und alles das, was nicht brennen konnte: Bettgestelle, Gehwagen, Aluminiumkannen usw.

Wir haben sogar 2 alte LKW gesehen.

Der Zugang ist nur über eine lange und ziemlich wackelige Hängebrücke möglich. Das hat Dörte besonderen Spaß gemacht, während ich froh war, als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte.

Der Weg hat kurz danach das Tal des Lachsflusses verlassen und ist in 2 Stufen bis auf eine Hochebene von ca. 350 Metern angestiegen. Hier sah es aus wie bei Kautokeino: Mooriger Boden, Birkensträucher, ein paar Seen, die Straße und sonst nichts. Dann ging es wieder hinab in ein Tal nach Karasjok. Hier haben wir unsere letzten norwegischen Kronen ausgegeben und Elchwurst und Fenalår gekauft. Fenalår ist geschmorte Lammkeule, aufgeschnitten in dünne Scheiben, gesalzen und windgetrocknet (musste ich erst nachlesen im Internet, hatte es vorher für Rentierschinken gehalten). Sehr lecker!

Wir sind jetzt auf einem Zeltplatz gleich hinter der finnischen Grenze. Leider ist das hier so abgelegen, dass mein DVBT-Empfänger keine Sender reinbekommt. Ich bin sogar zur Straße hochgegangen und habe dort einen Sendersuchlauf mit der Antenne auf dem Kopf durchgeführt: Nichts! Hoffentlich ist das morgen in Inari besser!

Donnerstag, 24. Juni 2010

Tag 45: Oldersfjord - Skoganvarre, 91 km

Heute früh habe ich den Hinterreifen gewechselt. Der in Schweden gekaufte Ersatzreifen aus chinesischer Produktion war nach ca. 2500 km völlig heruntergefahren und die Lauffläche fühlte sich bereits butterweich an. Ich habe auch einen neuen Schlauch genommen, weil ich inzwischen ungefähr alle 2 Tage nachpumpen musste. Der neue Reifen ist von Continental und macht einen ordentlichen Eindruck, in Tampere werde ich das Profil mal kritisch prüfen.

Heute gab es das, was wir die letzten Tage vermisst haben: Sonnenschein. Das Wetter ist richtig milde geworden (12 Grad, leichter Wind). So macht Radfahren Spaß! Auf der Strecke wurden wir zunächst aufgehalten, weil die Straße für eine halbe Stunde wegen Bauarbeiten gesperrt wurde. Dann habe ich ein älteres englisches Paar getroffen, das mit dem Fahrrad in die andere Richtung unterwegs war. Wir haben ein wenig gefachsimpelt und vor allem Informationen über die Strecke ausgetauscht.
Der Weg führte an der Küste entlang und die Landschaft am Porangerfjord war einfach fantastisch!
Dörte konnte nicht widerstehen, ihre Füße in der Barentsee zu baden. Sie überlegte noch, ob sie für das Foto den Badeanzug anziehen sollte, aber dann war es ihr dafür doch zu kalt.
Wie kalt es war, habe ich auf einem kurzen Video (4 MB) festgehalten.
Kurz vor Lakselv lief mir noch ein besonders hübsches Rentier vor die Linse.
In Lakselv konnten wir unser Mittagessen im Sonnenschein draußen einnehmen. Zwar im Mantel, aber das erste Gefühl von Sommer stellte sich ein. Weiter ging es das Tal des Lachsflusses hinauf bis an einen See, an dem unser Zeltplatz liegt. Hier ist es so schön warm, dass wir keine Hütte mehr brauchen und wieder im Auto schlafen. Und hier gibt es sogar wieder Bäume und Wald!

Mittwoch, 23. Juni 2010

Tag 44: Skarsvåg - Oldersfjord, 119 km

Die Nacht über hatte es heftig von Süden her gestürmt und der Regen prasselte nur so auf das Dach unserer Hütte. Mir wurde Angst und Bang, wenn ich an die heutige Etappe dachte. Am Morgen hatte sich das Wetter aber wieder etwas beruhigt.

Wir begannen den Tag mit einer kleinen Wanderung zum Felsen Kirkeporten, um dort einen Cache zu finden. Der Weg war mit 15 Minuten je Richtung angegeben, aber wir haben wohl etwas länger gebraucht. Für Dörte war es gerade die richtige Dosis Wandern: Ein paar Flüche wie "Bin ich eine Gemse oder was?" oder "Sch...., schon wieder in die Rentier-K.... getreten!" kamen ihr zwar schon über die Lippen, aber sie war hinterher mit etwas Shopping im Julehuset schnell zu beruhigen. Und eigentlich hat es ihr wohl auch etwas Spaß gemacht.
Die Etappe heute war lang, aber ich musste ja in einen Ort, in dem das Fußballspiel heute abend wenigstens empfangen werden kann. Das Wetter war durchwachsen und ich hatte vor allem mit Gegenwind zu kämpfen. Die 5 Tunnel kannte ich ja schon, diesmal war der letzte Tunnel von 3 Kilometer Länge am aufregendsten: Auf einem Teilstück von 500 Metern war die Beleuchtung ausgefallen und ich war einzig und allein auf meine Stirnlampe und meinen Fahrradscheinwerfer angewiesen.

Wir sind hier schon deutlich südlicher als gestern, es gibt hier schon wieder Büsche!

Dienstag, 22. Juni 2010

Tag 43: Skarsvåg, Wanderung zum Knivskjellodden

Gestern abend sind Dörte und ich in das Hotel in Skipsfjorden gefahren und haben dort meinen Mathelehrer Wolfgang Nitzer und seine Frau getroffen. Die beiden hatten schon arrangiert, dass wir mit der Busgesellschaft noch einmal hoch zum Nordkap fahren konnten. Zuerst einmal haben wir aber beim Abendessen über Polarreisen, Camping-Erfahrungen und alte Zeiten geklönt.
Oben am Nordkap war das Wetter um 22 Uhr richtig mild (trocken, 11 Grad, kein Wind), aber die Mitternachtssonne hat sich trotzdem nicht gezeigt. Diesmal haben wir auch den Panoramafilm angesehen - sehr schön, weil die Aufnahmen nur bei gutem Wetter gemacht wurden.
Kurz nach Mitternacht fuhr der Bus zurück und irgendwann nach 1 Uhr haben wir uns von Nitzers verabschiedet. Gut, dass wir ausschlafen können, denn so eine Busreisegruppe wird schon um 7:15 Uhr geweckt!

Heute bin ich zum nördlichsten Punkt Knivskjellodden gewandert. 9 Kilometer hin und 9 Kilometer zurück hört sich nicht viel an, aber das Gelände ist sehr anstrengend und jeder Schritt muss wohl gesetzt sein, damit der Fuß nicht im Geröll umknickt. Am Ende hat man zur Abwechslung abschüssigen blanken und nassen Fels, auf dem man leicht ausrutschen kann.
Man bekommt einen Blick für die Details, z. B. die unterschiedlichen Flechtenarten. Eine Art blühte sogar!
Das Wetter war ganz annehmbar und so konnte ich einen Blick von Norden auf das Nordkap werfen.

Montag, 21. Juni 2010

Tag 42: Skarsvåg - Nordkap - Skarsvåg, 30 km

Ja, heute habe ich den ersten Teil der Reise erfolgreich abgeschlossen und zusammen mit Dörte das Nordkap erreicht. Die ganze Nacht hatte es geregnet, aber als ich losfuhr, war es trocken und ich habe nur ein paar kleine Nieselschauer abbekommen. Auf dem letzten Stück geht es noch einmal gehörig rauf und runter, aber heute war es ja ein kurzer Weg.
Zunächst haben wir natürlich die obligatorischen Fotos geschossen, von denen eines sogar im Intranet meines Arbeitgebers mit einem Gruß an die Kollegen veröffentlicht wurde. Übrigens mit dem Titel "Sommeranfang", den wir bei 3 Grad und Windstärke 6 noch gar nicht so richtig spüren.
Hier ein bisschen Statistik: 42 Tage, 40 Etappen und 3970 Kilometer! Das ist ein Anlass, auch einmal alle Leser dieses Blogs aus dem hohen Norden zu grüßen! Danke für die vielen guten Wünsche, die uns begleiten!

Am Nordkap selbst gibt es die Weltkugel, das Kinder-der-Erde-Denkmal und die Nordkap-Hallen. Die Hallen sind zum größten Teil unterirdisch und haben vor allem Platz für Souvenirläden. Ein Zertifikat und einen Autoaufkleber für uns und ein paar Geschenke haben wir dort gekauft. Der Zugang zum Nordkap kostet übrigens Eintritt und dieser berechtigt uns, innerhalb von 48 Stunden noch einmal wieder herzukommen.
Mit dem Wetter haben wir Glück gehabt: Kein Nebel und sogar ein wenig Sonne. Dafür aber bitterkalt! Wer hier die Mitternachtssonne sehen will, der braucht aber noch viel mehr Glück: Wir sind jetzt 10 Tage nördlich des Polarkreises und haben sie erst einmal richtig gesehen. Und das bei durchweg eher gutem Wetter, während am Nordkap dauernd Regen angesagt ist.
Auf der Rückfahrt konnte ich einem Schweizer Fahrradfahrer mit Flickzeug aushelfen und ihn dabei über meine weitere Reiseroute ausfragen. Hinter der finnischen Grenze soll es noch einmal richtig bergig werden!

Am Nachmittag haben wir die Eisbar in Honningsvåg besucht, was uns sehr viel Spaß gemacht hat. Alles ist aus natürlichem Eis gestaltet, das im Winter aus den Seen der Insel geschnitten wird.
Und jetzt geht es zu dem Treffen mit meinem Mathelehrer.

Sonntag, 20. Juni 2010

Tag 41: Repvåg - Skarsvåg, 83 km

Das Nordkap ist in Sichtweite und nur noch 7 Kilometer Luftlinie entfernt!

Aber der Reihe nach: Ich bin heute von Repvåg bis Honningsvåg zusammen mit Jörg und André gefahren. Dort trennten sich unsere Wege, denn sie müssen etwas eiliger zum Nordkap, weil morgen früh bereits ihr Schiff Richtung Hammerfest ablegt. Wir wünschen Ihnen eine gute Rückreise per Fahrrad und werden die Operation Nordkap im Internet weiter verfolgen.
Auf dem Weg hatten wir leichten Nieselregen von der Art, dass man am Ende doch ganz nass ist. In den 3 Tunneln war es natürlich trocken, aber dafür auch sehr kalt. Der Nordkap-Tunnel mit 7 Kilometer Länge, Gefälle und Steigung von jeweils 9% und einer Tiefe von 212 Metern unter dem Meer war der spektakulärste. Und natürlich verdammt anstrengend! Wir haben nur etwas mehr als eine halbe Stunde gebraucht, das war schneller, als ich es erwartet hatte.
In Honningsvåg wartete Dörte auf mich und war von dem Hafenstädtchen (es ist übrigens angeblich die nördlichste Stadt der Welt) hellauf begeistert. Im Hafen lag ein Schiff der Hurtigruten, das wir sogar besichtigen konnten. Weiter draußen in der Bucht lag die Queen Mary 2 und zwei weitere Kreuzfahrtschiffe legten an, als wir zu Mittag aßen.
Auf dem Sonnendeck eines Schiffes fand wohl Public Viewing des WM-Spiels statt. Jedenfalls konnten wir von der Mole aus die Leinwand sehen. Ob bei dem Regen wohl überhaupt jemand auf dem Sonnendeck war?
Als ich dann weiterfuhr nach Skarsvåg, setzte ein richtig kräftiger Landregen ein. Und es ging noch einmal steil nach oben auf ca. 250 Meter Höhe, das hat mich ganz schön geschlaucht.
Diesen Zeltplatz hatten wir uns ausgesucht, damit er möglichst nah an dem Hotel liegt, in dem morgen mein Mathelehrer aus der Schulzeit auf seiner Busreise übernachtet. Auf dieses Treffen habe ich mich schon lange gefreut. Nur ein Hotel ist hier weit und breit nicht zu sehen, die Norweger haben wieder einmal falsche Koordinaten in die Google-Maps-Ansicht eingestellt. Macht nichts, wir werden morgen mit dem Auto zum Treffen fahren!

Wir werden hier 3 Nächte bleiben und wollen das Nordkap, das Weihnachtshaus und die Eisbar in Honningsvåg besuchen. Außerdem ist eine Tageswanderung zum wirklich nördlichsten Punkt geplant. Was wir wann machen, werden wir spontan nach dem Wetter entscheiden. Gesehen habe ich das Nordkap wenigstens schon einmal!

Samstag, 19. Juni 2010

Tag 40: Skaidi - Repvåg, 71 km

Jörg und André sind auch in unserem Luxushotel abgestiegen und waren gestern so früh gestartet, dass sie das Fußballspiel hätten sehen können. Wenn es denn in einem Kanal gesendet worden wäre, den man hier empfangen kann... Immerhin konnten wir gemeinsam das Abendspiel verfolgen und dabei ein paar Bilder austauschen. Das Bild, auf dem ich die Rentiere jage, hat Dörte besonders gut gefallen (danke, André).
Von Skaidi aus ging es noch einmal über eine kleine Hochebene zum Olderfjord. Ab dann ist die Straße eine Küstenstraße, wie sie sein soll: Steile Klippen, Fischerhütten, Gestelle zum Herstellen von Stockfisch, große Buchten und auch einige Tunnel.
Der bisher längste Tunnel war 3 km lang und meine Kombination aus Warnweste und Stirnlampe hat gut funktioniert. Seit Alta fahre ich mit Warnweste, aber der Verkehr ist so gering, dass das eigentlich nicht notwendig ist. In den Tunneln ist es aber sicher angebracht, vor allem morgen beim Nordkap-Tunnel.

Wir sind hier übrigens schon in der Kommune Nordkapp und haben eine Hütte quasi auf dem letzten Campingplatz auf dem Festland.

Freitag, 18. Juni 2010

Tag 39: Alta - Skaidi, 76 km

Bei der Planung für die heutigen Cachesuche ist mir gestern Abend aufgefallen, dass nur ein einziger Cache auf dem Weg lag. Der nächste wäre über 30 km Luftlinie entfernt gewesen. Das hat mich veranlasst, im Internet noch einmal nach Caches in Alta zu suchen. Die beiden nächstgelegenen Caches waren neu ( 3 Tage alt), noch nie gefunden worden und nur 6 bzw. 7 Kilometer entfernt. Also bin ich nach Mitternacht noch einmal mit dem Rad losgefahren und sah mich schon als deutschen Rekordhalter für den nördlichsten "First to Find". Leider habe ich den ersten Cache nicht entdecken können und zum zweiten Cache keinen legalen Zugang gefunden. Durch ein Loch im Zaun zu kriechen und die Rollbahn des Flugplatzes zu queren, erschien mir dann doch zu gefährlich. Ich vermute ja, dass sich der Cache-Leger beim Koordinatensystem vertan hat.

Da stand ich nun um 0:45 Uhr bei leichtem Nieselregen schon wieder fast im Zentrum von Alta mit leeren Händen. Konsequent bin ich dann noch weiter nach Alta reingefahren und habe dort einen Cache gefunden. So wurde aus einer geplanten Extratour von 15 Kilometern eine von 30 Kilometern.

Dafür habe ich lange geschlafen und bin erst gegen Mittag auf die Etappe gegangen. Das WM-Spiel konnte ich nicht im Radio verfolgen ("Sendersuchlauf fehlgeschlagen, Signal zu schwach"), aber die SMS-Updates von zuhause haben funktioniert.

Aufgrund der Berichte von den Motorradfahrern auf dem Zeltplatz hatte ich großen Respekt vor dieser Etappe, aber sie war eher leicht. Drei bis vier längere Anstiege (insgesamt ca. 600 Höhenmeter) waren es schon, aber die Straße verlief auch lange Zeit ziemlich eben. Oben war eine Hochebene auf ca. 400 m Höhe, dort gab es nur noch Moos als Vegetation. Man konnte meilenweit gucken und dabei gegen den Wind ankämpfen.
Einmal habe ich ein Wettrennen mit einer Rentierherde gewonnen, weil es bergab ging. Zum Glück war eine Leitplanke dazwischen, sonst wäre mir das zu gefährlich gewesen. Diese Tiere kommen schon auf Geschwindigkeiten von 30-35 km/h.

Hier in Skaidi genießen wir puren Luxus: Dörte hat ein Zimmer in einem Wellness-Hotel genommen. Sie hatte Mitleid mit mir, weil sie auf der Hochebene in strömenden Regen geraten war. Ich dagegen hatte Glück und bin trocken durchgekommen.

Donnerstag, 17. Juni 2010

Tag 38: Solovomi - Alta, 68 km

Heute meldet sich wieder einmal Dörte zu Wort:

Selbsterkenntnis: Ich liebe Duschen! Eine heiße Dusche für mich und vor allem eine Dusche (egal welche Temperatur) für Jan, wenn er 100 km Rad gefahren ist. Bis jetzt haben wir auch immer eine gefunden.

Heute bin ich wieder mit dem Auto durch die Finnmark gezuckelt. Ich weiß nicht, wie die Norweger das machen, die hier mit 100 km/h langfahren. Ich muss mich echt auf die Ränder der Straße konzentrieren, um die Rentiere rechtzeitig zu sehen, wenn diese wieder einmal beschließen, "King of the Road" zu sein.
Ich habe nicht einmal das Hörbuch nochmal gehört, das derzeit mein Lieblings-Hörbuch ist: "Nachtwächters Stundenbuch". Danke, Elke! Wunderbar absurd!

Ich bin einem Nebenfluss des Altaflusses gefolgt und eine phantastische Schlucht runtergefahren, um am Ende der Schlucht auch noch mit Jan zu cachen. Die Frage geht diesmal an die Biologen: Wie kalt ist das Wasser, wenn meine Füße nach 8 Sekunden blau werden?
Dann Weiterfahrt nach Alta. Hier erlebt man Norwegen, wie man Norwegen erleben soll: Fjorde, Berge, Schnee, Sonne!
Was bleibt für mich zu ergänzen:
Heute bin ich ein Stück mit Jörg und André zusammen gefahren - den Windschatten habe ich sehr genossen.

Die Schlucht bot uns eine wirklich tolle, kilometerlange Abfahrt.

Die beiden habe ich bei der Frühstückspause verlassen, weil Dörte ein paar Kilometer weiter zum Cachen wartete. Heute scheinen sie einen anderen Zeltplatz genommen zu haben (es gibt viele in Alta), aber morgen werde ich sie sicher wieder treffen.
Wir sind hier wirklich von Bergen umgeben, d. h. morgen wird es sicher auch steile und/oder lange Anstiege geben. Wenn das Wetter so schön sonnig bleibt, wird das aber kein Problem sein.