Samstag, 4. September 2010

Tag 116: Nida-Kaliningrad, 91 km

Gestern Abend habe ich den Blog-Eintrag im Restaurant des Zeltplatzes geschrieben. Inzwischen trifft man auf den Zeltplätzen immer wieder auf dieselben Leute, denn es sind nicht mehr viele Camper unterwegs. Ich habe gemeinsam mit einem Kölner Kanufahrer-Ehepaar zu Abend gegessen, das wir schon bei Vārzas getroffen hatten. Um 21 Uhr, als ich gerade mit dem Bloggen fertig war, machte das Restaurant zu. Also begann für mich die Nacht früh - und sie war lang und furchtbar: Durch den ständigen Regen war alles schon etwas feucht geworden. Das Gepladder auf dem Zeltdach wurde noch übertönt von den Ostseewellen, die sturmgepeitscht an den Strand schlugen. Am schlimmsten aber waren die Schmerzen in meinem kleinen Finger. Es ist wohl doch nicht nur ein kleiner blauer Fleck, denn langsam schwoll der ganze Finger an. Gegen ein Uhr habe ich es nicht mehr ausgehalten und habe den Finger im Waschraum unter laufendem Wasser gekühlt. Das hat die Frau an der Rezeption mitbekommen und mir Eis zum Kühlen gegeben. Damit ging es dann besser, ich konnte schlafen und der Finger sieht heute früh auch schon wieder besser aus.

Heute Morgen habe ich einen Spaziergang auf die große Düne gemacht und den gleichzeitigen Blick auf beide Seiten der Nehrung genossen.
Die Einreise nach Russland ging schnell, weil kaum etwas los war. Die 50 Kilometer auf der russischen Seite der Nehrung waren gut zu fahren, allerdings auf der Straße und nicht auf einem Radweg. Hier sind mir viele Radwanderer entgegengekommen, die meistens in Berlin gestartet sind. Der Fernradweg R1 scheint sehr beliebt zu sein!

Auch die restliche Strecke war kein Problem. Erst 10 Kilometer vor Kaliningrad wurde der Verkehr lästig, aber wie in St. Petersburg fühlte ich mich nie unsicher. Wilde Hunde in Rudeln habe ich zum Glück nirgendwo gesehen.
Im Hotel habe ich schnell geduscht und mich dann auf einen Stadtrundgang gemacht. Der erste Blick auf den Stadtplan hat mich natürlich an das Königsberger Brückenproblem erinnert. Heute ist es ja lösbar, weil zwei von den sieben Brücken fehlen. Ich habe mich allerdings nicht bei meinem Rundgang daran gehalten, sondern nur zwei der Brücken aus dem Hotelzimmer fotografiert.
Der Dom steht ganz allein auf der Dominsel. Die restliche Fläche, auf der einmal die Altstadt gestanden haben muss, ist jetzt ein Park.
Westlich vom Dom gibt es einen kleinen Bereich von herausgeputzten Häusern am gegenüberliegenden Ufer. Aber gleich dahinter gibt es Plattenbauten und direkt nebenan Fabrik-Ruinen. Heute habe ich hier und am Dom viele Brautpaare gesehen, die sich fotografieren ließen.
Nach dem Rundgang habe ich etwas eingekauft und bin essen gegangen. Außer Russisch war hier keine Sprache zu verwenden, auch nicht auf der Karte. Ich bin der Empfehlung der Kellnerin gefolgt und bekam etwas ziemlich Originelles: Entenbrustfilets in Erdbeersoße mit einer großen Birne und Kartoffeln dazu. Hätte ich mir nie selbst ausgesucht, schmeckte aber ganz lecker.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Neben meiner gleichbleibenden Bewunderung von Deinem Abenteuer, wollte ich Dir kundtun, dass ich das o. g. Rezept auf jeden Fall ausprobieren werde - naja bis auf die Kartoffeln, da muss ich mir was anderes ausdenken.

Manfred Jens

Jan Rueten-Budde hat gesagt…

Hallo Manfred,

in Polen habe ich auf der Karte schon einige Abwandlungen des Rezeptes gesehen, z.B. Entenbrust in Heidelbeersoße mit geschmortem Apfel. Dazu dann Rotkohl und Kartoffeln. Habe ich aber noch nicht ausprobiert ...

Gruß Jan