Dienstag, 31. August 2010

Tag 112: Sabile-Pāvilosta, 115 km

Die Strecke war heute wunderbar: Durchgehend asphaltiert und wenig Verkehr. Zur Mittagspause haben wir uns in Kūldiga getroffen, einem kleinen Städtchen mit vollständig erhaltenem Ortskern. Deshalb wird es auch gern als Filmkulisse genommen.
Der Ort liegt am Fluss Venta, über den hier eine schöne alte Backsteinbrücke führt.
Wenige Hundert Meter oberhalb der Brücke befindet sich Europas breitester Wasserfall (249 m Falllinie!). Auch wenn die Fallhöhe nicht so groß ist, ist es doch beeindruckend, wenn man davor steht.
20 Kilometer weiter habe ich das Schloss von Ēdole besichtigt. Die erste Etage ist vollständig möbliert und man darf sowohl auf den Turm steigen als auch die Keller durchstöbern. Im zweiten Stock gab es auch eine kleine Ausstellung zu Geschichte und Sagen rund um das Schloss.
Bei Jūrkalne haben wir wieder die Ostseeküste erreicht und damit das Kurland einmal durchquert. Wir übernachten heute auf einem kleinen und einfachen Hafen-Campingplatz und sind hier die einzigen Gäste.

Montag, 30. August 2010

Tag 111: Riga-Sabile, 121 km

Dies ist ein Tag der nicht so schlimmen Missgeschicke. Das fing schon gestern Abend an: Völlig erschöpft haben wir uns ein wenig im Hotelzimmer hingelegt und wollten dann im Café des Hotels zu Abend essen. Aber das Café war schon zu und in der Nähe gab es keine Restaurants. Wir haben uns dann etwas aufs Zimmer bringen lassen - nicht gerade der festliche Abschluss eines Riga-Besuchs.

Heute früh habe ich dann festgestellt, dass mein unterer Flaschenhalter gebrochen ist. Zum Glück ist das kein sooo wichtiges Teil. Schlimmer war schon, dass ich heute meinen ersten Sturz der Tour hingelegt habe. Ein blöder Fahrfehler: Ich bin wegen eines Bordsteines in den Pedalen aufgestanden und habe zusätzlich gebremst. Der Hebel des Gewichts auf den Pedalen ist wesentlich kleiner, als wenn man auf dem Sattel sitzt. So haben die Hebelgesetze zugeschlagen und ließen mich eine Art Handstandüberschlag über den Lenker machen. Das muss spektakulär ausgesehen haben - nur die Landung war wohl nicht für ein Turnfest geeignet. Zum Glück waren die Folgen nicht so schlimm: Ich musste nur etwas den Lenker richten und habe eine kleine Schürfwunde am Knie davon getragen.
Die Strecke bis Jūrmala führt ca. 15 Kilometer auf einer 6-spurigen Autobahn längs. Man muss dabei sogar zwei Autobahnkreuze überqueren! Es ist unglaublich, aber hier gibt es wirklich keinen anderen Weg für Radfahrer! In Jūrmala habe ich einen Abstecher zum Strand gemacht: Feinster Sand soweit das Auge reicht.
Bei einem Fahrradladen habe ich mir einen neuen Flaschenhalter gekauft und gleich versucht ihn anzubringen.

Panne 1: In meiner Werkzeugkiste ist die Ölflasche ausgelaufen. Zum Glück hat die Lock&Lock-Dose dichtgehalten.

Panne 2: Der kaputte Halter ließ sich nicht ohne weiteres abbauen, weil ein Schaltseil hindurchgeführt war. Also musste zunächst die Säge aus meinem Taschenmesser ran, was bei meinem Geschick natürlich zu einem blutenden Daumen führte!

Panne 3: Wegen der Schaltzüge konnte ich den neu gekauften Flaschenhalter gar nicht anbringen!

Mit etwas Glück bin ich heute bei den vielen Regenschauern doch einigermaßen trocken durchgekommen. Hier in Sabile ist die touristische Infrastruktur noch nicht sehr weit. Trotzdem hat Dörte eine Art Ferienwohnung gefunden. Die Besitzer haben ihren 13-jährigen Sohn zum Dolmetschen bemüht, denn Englischkenntnisse sind in dieser Gegend nicht sehr verbreitet. Hier im Ort gibt es eine Art Puppengarten, von dem wir aber noch nicht rausfinden konnten, was es damit auf sich hat. Sieht aber witzig aus!
Der aufmerksame Leser wird es bereits bemerkt haben: Wir sind von der geplanten Route abgewichen. Nach mehreren unabhängigen Berichten über die katastrophale Straßenbeschaffenheit zwischen Kap Kolka und Ventspils habe ich nach einem Fernradweg zwischen Riga und Klaipeda gegoogelt. Und tatsächlich habe ich einen Streckenvorschlag gefunden, dem wir jetzt folgen. Bis auf das Autobahnstück und 10 Kilometer Schnellstraße, die wohl nicht zu vermeiden waren, bin ich bisher damit auch ganz zufrieden.

Sonntag, 29. August 2010

Tag 110: Riga, Sightseeing

Das Frühstück in unserem Hotel war ausgezeichnet. Dörte hat zwar etwas darüber gemurrt, dass der Kaffee zu dünn sei, aber was kümmert mich das als Teetrinker?

Es hat heute bis in den Nachmittag hinein genieselt. Wir haben also als erstes einen Schirm gekauft und uns dabei den Markt und die Markthallen angesehen.
Der Markt ist riesig mit 5 großen Markthallen und zusätzlich Hunderten von Ständen davor. Die Markthallen haben unterschiedliche Schwerpunkte: Fisch, Fleisch, Käse und Backwaren. Es ist aber nicht alles ganz streng aufgeteilt, dazwischen gibt es jeweils auch andere Stände. Die Lebensmittelpreise sind hier wahnsinnig niedrig, z. B. 35 Euro-Cent für 1 kg Hering oder 10 Euro-Cent für einen Kopenhagener. So einen Kopenhagener habe ich mir dann auch gleich als zweites Frühstück gegönnt.
Zum Glück haben wir gestern schon die Fahrt mit dem Elektrozug gemacht, denn heute fuhr er bei dem Regen nicht. Außerdem kannten wir uns schon aus und konnten so gezielt einzelne Punkte anlaufen. Vorher haben wir uns allerdings noch in einem Café gestärkt, das mit Sesseln und Couch-Tischen eingerichtet war.
Gegenüber von den beiden Gildehäusern steht das Katzenhaus und das hat folgende Geschichte: Das große Gildehaus ist für die Hansekaufleute und das kleine Gildehaus ist für die Rigaer Handwerker. Ein reicher Rigaer ärgerte sich so, dass er nicht in die große Gilde durfte, dass er direkt gegenüber ein Haus baute und die Skulptur einer Katze mit dem Hinterteil zur Gilde aufs Dach stellte. Ein Skandal! Und es funktionierte, denn unter der Bedingung, dass er die Katze umdrehte, wurde er Mitglied.
Danach sind wir durch die Hinterhöfe bei der alten Ordensburg gegangen und mit dem Fahrstuhl auf den Turm der St. Petri-Kirche gefahren. Der Ausblick war trotz des trüben Wetters fantastisch.
In der Dom-Kirche, die übrigens die größte Kirche des gesamten Baltikums ist, haben wir nicht nur die Glasfenster bewundert, sondern auch der Orgelmusik gelauscht.

Jetzt ruhen wir uns in einem weiteren Café aus und sind am späten Nachmittag schon ganz schön müde.

Fazit 1: Sightseeing ist anstrengend!

Fazit 2: Riga ist genauso wie Tallinn eine Reise wert!

Samstag, 28. August 2010

Tag 109: Vārzas-Riga, 70 km

Laut Radreiseführer verlief die Strecke zunächst sehr lange auf der Hauptstrasse A 1. So habe ich nicht besonders auf die Streckenführung geachtet und zunächst gar nicht bemerkt, dass die Strasse inzwischen teilweise neu gebaut wurde. Ich musste mich dann auf einem matschigen Waldweg zur alten Strasse durchschlagen, die deutlich weniger befahren war. Von dort habe ich einen Abstecher zum Strand gemacht und mir eine kleine Flussmündung angesehen.

In Riga haben wir uns für zwei Nächte ein Hotel genommen. Wahrscheinlich auch mit einem richtigen Frühstück! Unser erster Ausflug in die Altstadt ist ein bisschen davon überschattet, dass man mir (wahrscheinlich im Bus) den Fotoapparat gestohlen hat. Zum Glück hatte ich alle Fotos bis auf die von heute morgen bereits auf einen USB-Stick gesichert. Wir haben gleich eine neue Kamera gekauft, was bei dem Preisniveau hier auch keine große Überwindung gekostet hat.

Beim Stadtrundgang haben wir doch tatsächlich die Bremer Stadtmusikanten entdeckt! Da musste ich doch gleich ein Foto machen!

Dörte war dagegen begeistert von dem kleinen Elektrozug, mit dem wir eine Stadtrundfahrt gemacht haben.

Ansonsten ist die Stadt voll von Musik - live an jeder Strassenecke. Wir haben sogar gesehen, dass mitgesungen wurde.

Freitag, 27. August 2010

Tag 108: Tahkuranna-Vārzas, 109 km

Bei sonnigem Wetter und leichtem Rückenwind war die Strecke heute leicht zu fahren. Sie verlief allerdings zu einem großen Teil auf der Schnellstraße von Tallinn nach Riga. Der Verkehr war aber gerade noch erträglich.

Kurz vor Kabli hat Dörte eine Vogelberingstation entdeckt. Die Vögel werden hier in einer sogenannten Helgolandfalle, die aus großen Netzen besteht, gefangen. Wir konnten das direkt beobachten.

Für mich gab es dort noch einen Aussichtsturm und Dörte hat einen längeren Spaziergang auf dem Naturlehrpfad unternommen.

Wenige Kilometer weiter kamen wir an die Grenze, die hier völlig ohne Kontrollen auskommt. Im letzten estnischen Briefkasten haben wir noch schnell die bereits frankierten Postkarten eingeworfen.

Einen knappen Kilometer später waren wir in Ainaži, dem ersten lettischen Ort. Wir haben Geld getauscht, SIM-Karten gekauft und zu Mittag gegessen. Hier kommt man mit Englisch nicht mehr so weit wie in Estland und wir mussten uns mehr auf Zeichensprache, Gesten und Mimik verlassen. Dafür sind die Preise fürs Mittagessen noch einmal deutlich kleiner: Dörte hat für zwei Mittagessen gerade einmal 2,40 EUR bezahlt!

Wir sind hier auf einem kleinen Zeltplatz direkt am Strand. Aus irgendwelchen Gründen ist dieser Platz hauptsächlich von deutschen Gästen besucht. Dabei sind die sanitären Einrichtungen nicht gerade vom Feinsten (Dixie-Klos), aber durchaus noch OK. Das Restaurant hier ist niedlich: Es hat gerade mal einen Tisch für 5 Personen!

Donnerstag, 26. August 2010

Tag 107: Paatsalu-Tahkuranna, 109 km

Ich bin heute vor dem Frühstück losgefahren, damit ich nicht so lange abends unterwegs bin (gestern war es 20:30 Uhr!) und unterwegs auch mal die Gelegenheit habe, mich bei Regen unterzustellen. Dörte hat sich dagegen darüber gefreut, endlich einmal nicht morgens aus dem Bett gescheucht zu werden.

Nach 35 Kilometern habe ich eine Frühstückspause gemacht und konnte dabei geschickt dem Vormittagsschauer ausweichen. Ich hatte Rückenwind und fuhr dem Regen quasi hinterher. Dabei musste ich aufpassen, dass ich nicht zu schnell fuhr und ihn einholte ...

Mittags haben wir uns in Pärnu getroffen und einen ausgiebigen Stadtrundgang gemacht. Hier gibt es eine schöne Altstadt mit einer Fußgängerzone und alten Kaufmannshäusern.

Beim Mittagessen haben wir wieder eine Überraschung erlebt: Man kann eine Vorspeise aus Schwarzbrot, Hering und saurer Sahne auch im Weinglas servieren!

Unser Zeltplatz liegt ca. 25 Kilometer südlich von Pärnu direkt am Meer. Hier ist es schon die Bucht von Riga! Dörte hat Wäsche gewaschen und auf der Leine zum Trocknen aufgehängt. Bei dem Dauerplatzregen, den wir gerade erleben, werden wir sie wohl nochmal schleudern müssen. Zum Glück sitzen wir trocken im Haupthaus und planen die nächsten Etappen.

Mittwoch, 25. August 2010

Tag 106: Elbiku-Paatsalu, 119 km

Heute früh habe ich die kostenlose WiFi-Connection ausgenutzt und nachträglich ein paar Bilder für den Russland-Teil hochgeladen. Ein zweiter Blick könnte sich also lohnen ...

Ich bin bei gutem Wetter losgefahren, aber schon vor der Pause hat mich ein kurzer Schauer erwischt. Am Nachmittag wurde ich dann richtig nass, denn es gab einen stundenlangen Dauerregen. Seit langem habe ich mal wieder mein Regenzeug benutzt.

In der Mittagspause haben wir die Bischofsburg von Haapsalu besichtigt. Es wurde eine sehr lange Pause, denn hier steht nicht nur eine einfache Ruine. Viele Räume mit intaktem Dach werden für Ausstellungen genutzt und es befindet sich die größte einschiffige Kirche des Baltikums in dem Komplex.

Im ersten Stock gab es ein Laboratorium eines Alchimisten (das hätte Beke bestimmt gefallen) und im Keller gab es eine Kunstausstellung mit allerlei bizarren Geräten, die man ausprobieren durfte.

Wir haben dann noch in Haapsalu zu Mittag gegessen und dabei ein Beispiel für den praktischen Sinn der Esten bekommen: Dörte hatte nach Pfefferminztee gefragt und die Bedienung hat frische Minze aus dem Garten gepflückt und aufgebrüht.

Auch unsere heutige Unterkunft profitiert von diesem praktischen Sinn: Es ist ein Ferienzentrum, das noch gar nicht fertig gebaut ist. Trotzdem können wir hier im Auto schlafen und dürfen die sanitären Einrichtungen benutzen. Ein Abendessen haben wir auch bekommen: Grillfleisch, weil die Familie gerade gegrillt hat.

Dienstag, 24. August 2010

Tag 105: Tallinn-Elbiku, 128 km

Gestern Abend haben wir noch eines von Sinikkas Lieblingsrestaurants (Klooster Ait) aufgesucht und wurden nicht enttäuscht. Dörte hat noch nie so zarte Matjesfilets gegessen!

Heute früh haben wir wieder unsere Frühstücksbeutel aus dem Keller geholt. Die Zimmer in diesem Hotel sind nämlich sehr ordentlich, aber das Frühstück ist eine Katastrophe. So eine Art Self Service mit Lunchpaket, Kaffeemaschine ohne Kaffee und Tee mit lauwarmem Wasser.
Es hat den ganzen Morgen über genieselt. Trotzdem war es so warm, dass ich ohne Regenkleidung und in kurzer Hose gefahren bin. Nachdem ich erst einmal aus Tallinn heraus war, ging es auf wenig befahrenen und gut asphaltierten Straßen flott voran. Zunächst ging es an einer Steilküste mit weitem Blick über die Ostsee entlang.
Erster Treffpunkt mit Dörte war Estlands breitester Wasserfall. Klingt komisch, aber da fließt selbst zu dieser Jahreszeit viel Wasser. Zur Zeit der Schneeschmelze muss es noch viel spektakulärer aussehen!
Neben dem Wasserfall gab es einen Park, in dem zwei Hängebrücken über den Wasserlauf führten. Hier konnten wir eine russische Sitte entdecken: Man befestigt Schlösser mit eingravierten Namen an Brückengeländern. Ist wohl naturschonender, als ein Herz in einen Baum zu ritzen!
30 Kilometer weiter haben wir uns am Kloster Padise getroffen. Dieses Kloster ist im 18. Jahrhundert durch Blitzschlag abgebrannt und man kann heute wunderbar die Ruinen erkunden. Über einige Treppen kann man sogar den alten Turm besteigen!
Wir haben in dem alten Landhaus, das nach dem Blitzschlag als neuer Wohnraum gebaut wurde, vornehm und gut zu Mittag gegessen.

Der Nachmittag war voller Sonnenschein bis auf einen Schauer, der mich 5 Kilometer vor dem Zeltplatz erwischte. Die Strecke war jetzt auch etwas anstrengender und verlief häufig auf Sandwegen durch scheinbar endlosen Kiefernwald. Gegen 19 Uhr bin ich angekommen.

Montag, 23. August 2010

Tag 104: Tallinn, Sightseeing

Gestern Abend machte Dörte ein richtig erschrockenes Gesicht, als ich sie begrüßte. Sie hat mich wohl erst auf den zweiten Blick erkannt! Sinikka hatte mich ja erst vor 10 Tagen gesehen, deshalb war der Bart für sie keine Überraschung.
Nachdem wir die Hotelzimmer bezogen und das Auto geparkt hatten, hat Sinikka uns durch die Stadt geführt. Auf dem Burghügel haben wir die orthodoxe Kirche besichtigt und den Chorgesang genossen. Dörte war ganz beeindruckt von den vielen Bernsteinläden. Noch hat sie nichts gekauft....

Als es anfing zu nieseln, sind wir vom Burghügel gestiegen, um etwas zu essen. Auf der Suche nach einem ihrer Lieblingsrestaurants hat uns Sinikka durch die gesamte Altstadt geführt. Irgendwann wurde der Hunger zu groß, wir sind irgenwo eingekehrt und Sinikka kann ein weiteres Restaurant auf die Liste setzen.

Heute früh habe ich mich erst einmal um mein Fahrrad gekümmert. Der Sattel war schnell montiert und dann bin ich zu einer Werkstatt gefahren. Dort hat man mir innerhalb von 30 Minuten eine neue Kette, ein neues Ritzelpaket und einen neuen mittleren Zahnkranz an der Tretkurbel montiert. Das wird jetzt wohl (toi, toi, toi) bis nach Hause halten.

Dörte hat zusammen mit Sinikka in der Zwischenzeit ein neues Navi für das Auto besorgt, das auch die Straßen im Baltikum kennt.
Wir haben danach die Altstadt erkundet. Auf einem Teil der fast vollständig erhaltenen Stadtmauer kann man spazieren gehen. Für Dörte und Sinikka waren das schon Stufen genug, aber ich bin auch noch auf den Turm der St. Olaf Kirche gestiegen. Bei inzwischen aufgeklartem Wetter hatte ich dort beste Sicht.
Dörte und Sinikka waren begeistert von den vielen kleinen Läden und Passagen der Altstadt. Eine der Passagen ist sogar nach meiner Heimatstadt Bremen benannt. Auf dem Weg hat Sinikka alle die Restaurants gefunden, die sie gestern vergeblich gesucht hat. Eines davon haben wir besucht und sehr gut gegessen.
Am Nachmittag haben wir uns an einem Stadttor von Sinikka verabschiedet. Es war ein sehr schöner Tag mir Dir, vielen Dank, Sinikka!
Jetzt haben wir für morgen ein wenig eingekauft, bloggen bzw. lesen und ruhen uns für den Abend ein wenig aus.

Sonntag, 22. August 2010

Tag 103: Võsu-Tallinn, 97 km

Ich habe heute einige Halbinseln abgekürzt, damit ich früh in Tallinn bin. Trotzdem war die Etappe durch sehr starken Gegenwind ziemlich anstrengend. Aber wenn Dörte als Belohnung wartet, kann mich nichts aufhalten ...

Trotz der Abkürzungen konnte ich die Hauptstraße vollständig vermeiden. Meistens waren es kleine asphaltierte Nebenstraßen, auf denen ich fuhr.

Beeindruckend fand ich einen richtigen Canyon, den ein kleiner Fluss in die Landschaft gegraben hatte. Ich fuhr auf der falschen Seite Richtung Meer daran entlang und hatte schon Angst, dass ich einer Sackgasse folgte. Am Ende gab es aber doch einen Übergang.
Der erste Eindruck von Tallinn ist einfach toll. Auf dem Weg zum Hotel bin ich außen an der Stadtmauer längsgefahren, die wahnsinnig viele Türme besitzt.

Dörte hat schon angerufen, dass sie im Hafen ist. Ich warte jetzt auf sie in einem Biergarten neben der Rezeption.

Samstag, 21. August 2010

Tag 102: Narva-Võsu, 175 km

Auf der Hauptstraße sind es 210 km bis Tallinn, auf der geplanten Route 280 km und auf dem Radweg R1 sind es 311 km. Ich bin fast die ganze Zeit dem R1 gefolgt, der nur wenige Kilometer auf der Hauptstraße verläuft. Meist folgt er asphaltierten Nebenstraßen, auf denen nur alle halbe Stunde mal ein Auto fährt.

Ca. 30 Kilometer waren heute aber auch Sand- und Schotterwege, die teilweise sehr rumpelig waren. Dort erlitt ich bei Kilometer 46 einen Sattelbruch. Genauer gesagt: Die Gewindestange, die den rechten Sattelflügel trägt, ist gebrochen.

Zwei Sachen sind allerdings Glück im Unglück: Einen Zentimeter tiefer liegt der Sattelflügel auf. So kann ich leicht schief und unter der rechten Po-Hälfte ungefedert wenigstens weiterfahren. Das zweite Gute ist der Zeitpunkt: 4 Stunden vor Dörtes Abflug nach Helsinki. Dörte hat bei meinem Fahrradhändler (www.graeber-raeder.de) angerufen und wird genau den gleichen Sattel nach Tallinn mitbringen. Das Schönste dabei: Der Sattel wurde gesponsort! Mein erster geschäftlicher Sponsor, denn die Go-Spieler, die mir Unterkunft gaben, sind natürlich auch Sponsoren.

Etwas später traf ich Hélène und Brian aus der Nähe von Rotterdam, die mit dem Fahrrad vom Nordkap nach Gibraltar unterwegs sind. Im Dezember wollen sie dort ankommen.

Landschaftlich am schönsten war der Küstenabschnitt zwischen Toila und Saka. Man radelt oben auf der Steilküste entlang und hat freien Blick auf die Ostsee. Besonders sehenswert ist der Valaste-Wasserfall. Eigentlich ein kleiner Bach, aber die Fallhöhe von 30 Metern ist schon spektakulär.

Dort ist eine Plattform aufgestellt, die auf wackeligen Wendeltreppen von oben erreichbar ist. Das Schild "Stepping on the staircase and the platform is strictly forbidden" habe ich so interpretiert, dass dort Step-Tanzen nicht erlaubt sei. Da mich auch kein Absperrband aufhielt, hatte ich die Gelegenheit für ein paar schöne Fotos.

Nach mehreren Monaten zelte ich mal wieder. So habe ich den ganzen Kram wenigstens nicht umsonst mitgeschleppt. Die Mücken sind übrigens auch wieder da und haben mich beim Zeltaufbau gestört. Zum Schluss bin ich noch in den Ort gefahren, um einzukaufen und etwas zu essen.

Freitag, 20. August 2010

Tag 101: Kalitino-Narva, 102 km

Heute früh war es schon fast kühl. Ich habe sogar kurz überlegt, ob ich einen Pulli überziehen soll, bin dann aber doch im T-Shirt gefahren. Kurz nach der Hälfte der Strecke ging es auf die Hauptstraße. Der Verkehr war durchaus erträglich und die breiten Seitenstreifen waren gut für die Sicherheit. Hier habe ich Heinz aus Berlin getroffen, der mit dem Fahrrad von Bologna nach St. Petersburg unterwegs ist.
In Kingisepp habe ich den McDonalds links liegen gelassen und bin stattdessen in ein russisches Fastfood-Restaurant gegangen: Borschtsch, Blini mit saurer Sahne und als Getränk Kompott. Das war lecker und ein passender Abschied aus Russland.
An der Grenze musste ich am Übergang für Fussgänger 90 Minuten warten. Vielleicht lag es daran, dass heute estnischer Nationalfeiertag ist. Der Grenzübergang ist eine Brücke über den Fluss Narva, die die beiden Städte Narva und Ivangorod verbindet. Auf beiden Seiten der Brücke steht jeweils eine grosse Burg, die man weithin sehen kann. Auf der Narva-Seite sind die Kontrollpunkte irgendwie in die Altstadt hineingezwängt und nur 200 Meter vom Zentrum der Stadt entfernt.
Auf der estnischen Seite habe ich 2 deutsche Radfahrer getroffen, die in der Nähe von Magdeburg gestartet sind. Sie berichteten von einem gut ausgeschilderten Radweg direkt an der Küste. Ich werde allerdings schwer in die Pedale treten müssen, wenn ich übermorgen Abend in Tallinn sein will (noch ca. 280 km).

Ich habe mir ein Zimmer im Hotel Central genommen. Das macht einen guten Eindruck und die Dusche ist in Ordnung. Neue Prepaid-SIM-Karten habe ich auch schon besorgt. Und jetzt warte ich in einem Restaurant mit armenischer Küche auf mein Essen.

Donnerstag, 19. August 2010

Tag 100: St. Petersburg-Kalitino, 104 km

Gestern hatte sich Daniil ein tolles Programm für den Nachmittag und den Abend ausgedacht: Zuerst sind wir essen gegangen, dann mit dem Wassertaxi auf der Neva gefahren und schließlich haben wir einen Go-Klub besucht. Dieser befindet sich hinter einem Laden, in dem chinesicher Tee verkauft wird.
Es sind die Räume eines Tee-Klubs, in denen auch Tee-Zeremonien abgehalten werden. Ein sehr passendes Ambiente fürs Go-Spielen! Wer sich das selbst einmal ansehen will, sollte eine E-Mail an m.podolyak at gofederation.ru senden. Maxim ist seit einigen Jahren professioneller Go-Lehrer und hat dort viele Schüler im Kyu-Bereich.

Ich bin dann noch von Sascha mit dem Auto zum Hostel gefahren worden und habe dankend das Angebot abgelehnt, mir noch die Öffnung der Neva-Brücken anzusehen. Dafür muss ich noch einmal wiederkommen!

Für den schönen Abend sage ich vielen Dank an Sascha, Maxim und vor allem Daniil!

Heute früh bin ich gut losgekommen und habe mit dem Fahrrad noch 2 Caches in St. Petersburg gesucht. Dann ging es über Hauptstraßen bis nach Strelna. Trotz des vielen Verkehrs habe ich mich mit Warnweste auf dem Fahrrad sicher gefühlt. Kurz hinter "Putins Schloss" ging es links auf eine kleinere Straße und ab dann war der Verkehr kein Problem mehr. Die Qualität des Fahrbahnbelags dagegen schon, denn von frischem Asphalt bis zur Schlaglochpiste war alles dabei.

Falko von europa-radtour.de hatte mir noch per E-Mail eine genaue Beschreibung gegeben, wie man das Hotel in Kalitino findet. Ein sehr kleines Schild mit Gostinitsa in kyrillischen Buchstaben bestätigte, dass ich richtig war. Das Zimmer ist einfach, aber mit eigenem Bad. Es gibt aber kein warmes Wasser für die Dusche und die Sitzbadewanne ist auf Stelzen installiert. Bei der kleinsten Belastung fängt diese Konstruktion an, wild und laut zu schwingen. Mehr als einmal kurz abduschen war da heute nicht möglich.

Mittwoch, 18. August 2010

Tag 99: St. Petersburg, Sightseeing.

Gestern Abend fand ich keinen Go-Klub mehr. Stattdessen bin ich mit einem Zimmergenossen essen und ein Bier trinken gegangen. Heute früh habe ich mir mehr oder weniger die Hinterhöfe von St. Petersburg angesehen.
Zwei Caches haben mich in Gegenden geführt, in die man als Tourist normalerweise nicht kommt. Es ist dort nicht alles so strahlend frisch gestrichen wie in der Gegend um den Nevski Prospekt, aber die Fassaden sind trotzdem nett anzusehen. Höhepunkte waren ein orthodoxes Kloster und eine Mosaiksammlung in einem Hinterhof.
Gleich treffe ich mich mit Daniil und wir werden heute Abend einen Go-Klub besuchen.

Dienstag, 17. August 2010

Tag 98: Sestroreck-St. Petersburg, 41 km

Gestern Nacht habe ich gut geschlafen und bin heute früh aufgebrochen. Ein Frühstück hätte dieses Hotel ja sowieso nicht zu bieten gehabt. Gestern bin ich auf einem Radweg neben der Autobahn längs gefahren und ich hoffte, dass es so weiter ginge. Nach etwa einem Kilometer hörte der Radweg am Autobahnkreuz mit der Stadtautobahn KAD plötzlich auf. Gut, dass ich vorher die Radler von http://www.europa-radtour.de nach dem Weg gefragt hatte. Deren Wegbeschreibung hatte ich zwar eigentlich verworfen, weil ich die notwendigen Karten nicht ausdrucken konnte. Aber jetzt erinnerte ich mich an die Straße nördlich der KAD und zu der habe ich mich durchgeschlagen.

Die nächsten 20 km waren dann einfach (danke, Falko!). Endlich kam ich auch an einem Laden vorbei, in dem ich mir Frühstück kaufen konnte. In den Außenbezirken von St. Petersburg gibt es meist breite Fußwege, die man auch mit dem Rad nutzen kann. In der Innenstadt ist man aber besser dran, wenn man auf der Straße im Verkehr mitschwimmt. Es ist schon ein tolles Gefühl, mit dem Fahrrad auf dem Nevski Prospekt entlang zu rollen!
Das Hostel liegt nicht weit vom Moskauer Bahnhof und damit sehr zentral. Das 5-Bett-Zimmer scheint in Ordnung und mein Fahrrad kann ich unterstellen. Ich habe mir gleich ein paar Metro-Tokens gekauft und bin mal eben schnell zu einem Cache im Park der polytechnischen Universität gefahren. Die Metrostationen sind hier wirklich toll, das hatte ich schon fast vergessen.
Jetzt sitze ich hier bei Schaschlik, Pommes und Ananassaft in einer Bar, wo man nur Russisch spricht. Mal sehen, vielleicht finde ich heute Abend ja noch einen Go-Klub!

Montag, 16. August 2010

Tag 97: Viborg - Sestroreck, 149 km

Gestern Abend erwies sich das Hotelzimmer doch nicht als so gut, wie ich dachte. Weil es so heiß war, öffnete ich kurz das Fenster und schon waren 6 Mücken im Zimmer. Die letzte habe ich erst um 3 Uhr erwischt, weil sie bei 3,5 Meter Deckenhöhe einen unerreichbaren Rückzugsraum hatte. Ich hätte aber sowieso nicht vorher schlafen können, weil mir der Nebenraum eine kostenlose Russisch-Hörprobe lieferte.

Beim Frühstück habe ich Brian aus London getroffen. Er ist Manager auf den Baustellen der Ostsee-Gas-Pipeline, die hier in Viborg beginnt.

Ich bin heute der Straße A-123 gefolgt, die von der Verkehrsdichte her gut fürs Radfahren geeignet ist. Landschaftlich am schönsten fand ich die Strecke südlich von Primorsk. Dort kommt die Straße richtig nahe an die Küste und man kann häufig durch einen schmalen Waldstreifen den Strand sehen. Später gab es dann breite gerodete Streifen neben der Fahrbahn. Gut für die Sicherheit, weil man weit gucken kann, aber langweilig und nicht Schatten spendend.
30 km weiter erreicht man die Urlaubsgegend von St. Petersburg mit viel Strand und vielen Restaurants. Ab hier gibt es einen asphaltierten Fußweg, den man meist auch mit dem Fahrrad nutzen kann.
Nach einem 8-km-Abstecher, um meinen täglichen Cache zu suchen, galt es nur noch eine Unterkunft zu finden. In einer Urlaubsgegend sollte das kein Problem sein und außerdem wusste ich, dass es bei km 21 auf der E18 eine günstige Unterkunft gab. Das erste Hotel sah mir zu edel aus, da habe ich gar nicht erst nach dem Preis gefragt. Und plötzlich war ich schon 5 km weiter bei km 16. Irgendwie hatte ich die Kilometersteine verpasst und Umkehren tun Radfahrer ja nur ungerne ...

Also bin ich mit offenen Augen weiter bis Sestroreck gefahren, habe aber keine Unterkunft gesehen. Dort habe ich an der Metro-Station mit meinen mageren Russisch-Kenntnissen und ohne Lexikon die Taxifahrer gefragt. Die hatten aber auch keinen brauchbaren Rat: Entweder 13 km zurück oder 40 km vorwärts nach St. Petersburg oder ein Hotel vor Ort für 250 Dollar.

Ich bin dann weiter Richtung St. Petersburg gefahren und habe nach 5 km neben der Autobahn ein Unterkunftsschild entdeckt. 2300 Rubel für eine Nacht sind ganz schön teuer, aber auf weitere 30 km hatte ich keine Lust mehr. Die Zimmer werden in diesem "Hotel" allerdings normalerweise nur für Stunden vermietet und die Einrichtung besteht nur aus einem Bett. Das Bad ist nur durch eine Abseiten-Tür von 1,30 m erreichbar und besteht nur aus einem WC und einer Dusche (kein Waschbecken). Die haben hier ganz schön gelacht, als ich auf Russisch nach einer Garage für mein Fahrrad fragte! So etwas hatten sie hier wohl noch nie...