Montag, 16. August 2010

Tag 97: Viborg - Sestroreck, 149 km

Gestern Abend erwies sich das Hotelzimmer doch nicht als so gut, wie ich dachte. Weil es so heiß war, öffnete ich kurz das Fenster und schon waren 6 Mücken im Zimmer. Die letzte habe ich erst um 3 Uhr erwischt, weil sie bei 3,5 Meter Deckenhöhe einen unerreichbaren Rückzugsraum hatte. Ich hätte aber sowieso nicht vorher schlafen können, weil mir der Nebenraum eine kostenlose Russisch-Hörprobe lieferte.

Beim Frühstück habe ich Brian aus London getroffen. Er ist Manager auf den Baustellen der Ostsee-Gas-Pipeline, die hier in Viborg beginnt.

Ich bin heute der Straße A-123 gefolgt, die von der Verkehrsdichte her gut fürs Radfahren geeignet ist. Landschaftlich am schönsten fand ich die Strecke südlich von Primorsk. Dort kommt die Straße richtig nahe an die Küste und man kann häufig durch einen schmalen Waldstreifen den Strand sehen. Später gab es dann breite gerodete Streifen neben der Fahrbahn. Gut für die Sicherheit, weil man weit gucken kann, aber langweilig und nicht Schatten spendend.
30 km weiter erreicht man die Urlaubsgegend von St. Petersburg mit viel Strand und vielen Restaurants. Ab hier gibt es einen asphaltierten Fußweg, den man meist auch mit dem Fahrrad nutzen kann.
Nach einem 8-km-Abstecher, um meinen täglichen Cache zu suchen, galt es nur noch eine Unterkunft zu finden. In einer Urlaubsgegend sollte das kein Problem sein und außerdem wusste ich, dass es bei km 21 auf der E18 eine günstige Unterkunft gab. Das erste Hotel sah mir zu edel aus, da habe ich gar nicht erst nach dem Preis gefragt. Und plötzlich war ich schon 5 km weiter bei km 16. Irgendwie hatte ich die Kilometersteine verpasst und Umkehren tun Radfahrer ja nur ungerne ...

Also bin ich mit offenen Augen weiter bis Sestroreck gefahren, habe aber keine Unterkunft gesehen. Dort habe ich an der Metro-Station mit meinen mageren Russisch-Kenntnissen und ohne Lexikon die Taxifahrer gefragt. Die hatten aber auch keinen brauchbaren Rat: Entweder 13 km zurück oder 40 km vorwärts nach St. Petersburg oder ein Hotel vor Ort für 250 Dollar.

Ich bin dann weiter Richtung St. Petersburg gefahren und habe nach 5 km neben der Autobahn ein Unterkunftsschild entdeckt. 2300 Rubel für eine Nacht sind ganz schön teuer, aber auf weitere 30 km hatte ich keine Lust mehr. Die Zimmer werden in diesem "Hotel" allerdings normalerweise nur für Stunden vermietet und die Einrichtung besteht nur aus einem Bett. Das Bad ist nur durch eine Abseiten-Tür von 1,30 m erreichbar und besteht nur aus einem WC und einer Dusche (kein Waschbecken). Die haben hier ganz schön gelacht, als ich auf Russisch nach einer Garage für mein Fahrrad fragte! So etwas hatten sie hier wohl noch nie...

1 Kommentar:

Karl-Heinz Karch hat gesagt…

Ich hoffe, du musst nun aber nicht auf einer Parkbank schlafen ...