Donnerstag, 22. Juli 2010

Tag 73: Ikaalinen - Tampere, 81 km

Heute früh bin ich erst einmal in den See gesprungen. Das Wasser war herrlich und um 7:30 Uhr war ich dort noch völlig allein. Anschließend habe ich meine tägliche Russisch-Lektion angehört - ich bin jetzt bei Lektion 15. Dreißig Lektionen habe ich mir vorgenommen - das sollte ich locker schaffen.

Der Weg begann heute wieder mit Sandwegen über heftigen Bodenwellen. Bei der Hitze denkt man dann manches Mal: "Muss das jetzt wirklich sein?" Ja, natürlich, es muss sein! Ich hatte diesmal ausreichend zu trinken mit und nach 40 Kilometern hörten die Bodenwellen auch auf. Dementsprechend war ich auch nicht so platt wie gestern.

Mit dieser Etappe geht ein großer Abschnitt der Tour zu Ende. Ich werde hier in Tampere bis zum 7. August am Go-Kongress teilnehmen. Irgendwie habe ich mir die Ankunft hier grandioser vorgestellt, aber es galt zunächst das Parkplatzproblem zu lösen. Und als ich dann das Zimmer für die nächsten zwei Wochen sah, war ich ein wenig enttäuscht. Es ist zwar alles da (Kühlschrank, Mikrowelle, TV, Internet, 4 Betten, Tisch mit 4 Sitzplätzen), aber es ist doch ziemlich beengt und den Regler für die Klimaanlage habe ich noch nicht gefunden. Und Fenster zu öffnen scheint in Finnland grundsätzlich nur mit Spezialschlüssel zu gehen ...
Heute abend werden wir noch einmal die Gegend und den Turnierort erkunden. Morgen früh hole ich dann die ersten Go-Freunde vom Flughafen ab. Ich freue mich schon darauf, bekannte Gesichter zu sehen.

Dies ist für einige Zeit der letzte Blog-Eintrag. Ich melde mich wieder, wenn es am 8. August weitergeht in Richtung Helsinki und Russland. Wer mein Abschneiden beim Go-Spielen verfolgen will, kann dies auf der Website des Kongresses tun.

Ganz zum Schluss noch ein wenig Statistik: Bisher bin ich 5930 Kilometer in 62 Etappen gefahren. Das macht ca. 96 km/Etappe oder ca. 81 km/Tag.

Mittwoch, 21. Juli 2010

Tag 72: Koskue - Ikaalinen, 112 km

Der Weg aus dem Radreiseführer war heute nicht so gut ausgeschildert und ich bin einmal in eine Sackgasse hineingefahren. Nach 2 km endete der Weg mitten im Wald an einem kleinen See und ich musste umkehren. Ich bin dann stattdessen ca. 4 Kilometer an der dreispurig ausgebauten Hauptstraße ohne Radweg entlang geradelt - das war nicht so schön. Zum Ausgleich gab es heute allerdings auch viele Sandwege durch eine schöne Seen-Landschaft.

Die Eiszeit hat sich hier besonders viel Mühe gegeben, die heftigen Bodenwellen alle genau quer zu meinem Weg auszurichten. So passen möglichst viele davon auf einen Kilometer! Ich war durch die Hügel und die Hitze ziemlich fertig, als ich auf dem Zeltplatz ankam, und habe erst einmal eine 1,5-Liter-Flasche Cola geleert. Danach war ich wieder fit!

Dienstag, 20. Juli 2010

Tag 71: Seinäjoki - Koskue, 91 km

Der Tag begann mit Regen in allen möglichen Formen: Nieselregen, Landregen, Platzregen, Regen wie aus einem zu stark aufgedrehten Duschstrahl. Ich habe das alles in kurzer Hose und ohne Regenzeug ertragen, denn dazu war es warm genug.

Gegen Mittag hörte der Regen auf und ich machte in Kurikka eine Pause, um etwas zu essen. Die sprachliche Kommunikation versagte wieder einmal völlig, aber mit "Kebab", "Chili normal" und "Cola light" konnte ich mich einigermaßen verständlich machen. Der Preis erschien mir mit 10 Euro etwas hoch und ich war gespannt, was ich mir da so bestellt hatte. Immerhin gab es 5 Sorten Kebab auf der Karte, alle mit mehrzeiliger finnischer Beschreibung. Ich wurde nicht enttäuscht, die Portion war dem Preis durchaus angemessen. Es war ein in dünnen Teig eingerolltes Kebab von 8-10 cm Durchmesser und einer Länge von 60 cm. Das entspricht ungefähr 4 Dönern, wenn man sie in Deutschland bestellt! Ich habe nach 45 cm aufgegeben. Es war das erste Mal, dass ich auf dieser Tour im Restaurant nicht aufgegessen habe. Zum Glück hat das das Wetter nicht negativ beeinflusst, denn es blieb den Rest des Tages über trocken.

Der landschaftliche Höhepunkt kam kurz danach, als der Weg an einem Fluss entlang durch eine Schlucht führte. Hier stand auch eine Bank, auf der ich gleich nochmal Pause machte. Mit Füße hochlegen, Blick auf eine alte Staumauer und dem Rauschen eines Wasserfalls als Begleitung. Herrlich!

Wir sind wieder auf einem Zeltplatz und haben diesmal eine Hütte in normaler Größe. Gleich nach der Ankunft habe ich die Reifen von Vorder- und Hinterrad getauscht. Der Continentalreifen zeigt nach 1500 km am Hinterrad bereits deutliche Abnutzung, während der Schwalbe Marathon nach über 6000 km am Vorderrad noch wie neu aussieht. Ich glaube, dass damit beide Reifen bis zum Schluss der Tour durchhalten können. Außerdem ist der breitere Reifen jetzt hinten, das macht mehr Sinn.

Montag, 19. Juli 2010

Tag 70: Vaasa - Seinäjoki, 114 km

Der Morgen begann heute mit einem Ungeschick: Beim Anziehen habe ich mir die Brille von der Nase geschleudert und dabei ist ein Glas zu Bruch gegangen. Wenn das der einzige Unfall auf dieser Tour bleibt, dann soll es mir recht sein. Das lässt sich in Tampere schnell reparieren und eine Ersatzbrille habe ich auch dabei.

Die Strecke war heute sehr flach und führte die meiste Zeit am Fluss Kyrönjoki entlang. Bei Helsingby konnte ich eine Steinbrücke aus dem 18. Jahrhundert fotografieren.
Etwas weiter gab es eine hölzerne Fähre zu einer Gastwirtschaft auf einer Badeinsel.
Und noch ein paar Kilometer weiter durfte ich Finnlands älteste noch in Betrieb befindliche Hängebrücke leider nicht benutzen, weil sie gesperrt war.
An einer Straßenkreuzung hat jemand Finnland en miniature auf einem Felsen aufgebaut, warum wohl? Auf jeden Fall war es hübsch anzusehen.
Antje hat unterdessen das Unterkunftsangebot in Seinäjoki genauestens untersucht. Die Jugendherberge war nicht dort, wo sie auf der Karte eingezeichnet war. Das ergab dann viele Gespräche mit freundlichen und hilfsbereiten Finnen, die übersetzten und Telefonate für sie führten. Am Ende hat sie sich jedoch für eine besonders günstige Hütte auf dem Campingplatz entschieden. Das Raumangebot in dieser Hütte passt auch sehr gut zum Preis, immerhin beträgt die lichte Höhe der Eingangstür fast 1,20 Meter!
Innen kann ich in der Mitte aber jedenfalls noch stehen:

Sonntag, 18. Juli 2010

Tag 69: Vaasa, Ausflug ins Kvarken-Gebiet

Gestern abend haben wir uns den Film "Kautokeino-opprøret" auf unserem mobilen DVD-Player angesehen. Wirklich ein sehenswerter Film mit einer traurigen Geschichte, die in Kautokeino, Karesuando und Alta spielt.

Bei der Planung des heutigen Tages hat uns der folgende Text im Internet vom Besuch des ostbottnischen Museums abgehalten: "The mosquitos are buzzing in the insect room, ...". Stattdessen haben wir das Kvarken-Gebiet mit dem Auto und zu Fuß erkundet. Hier werden Finnland und Schweden in ca. 2500 Jahren zusammenwachsen, denn die Erdkruste steigt hier jedes Jahr um ca. 8 Millimeter an. Sie beult damit die Delle aus, die der 3 Kilometer dicke Eispanzer bei der letzten Eiszeit durch sein Gewicht in sie hineingedrückt hat.
Die Anfahrt ging über die längste Brücke Finnlands, bei der man von oben eine herrliche Aussicht über die Schären hat.
Wir sind dann zu einem Fort gefahren, von dem aus die Hafeneinfahrt von Vaasa mit Kanonen geschützt wurde. Immerhin bestand die Einrichtung bis zum Jahr 2000, davon war aber fast nichts mehr zu sehen. Stattdessen fanden wir einen einsamen Strand vor, an dem ich schwimmen konnte. So richtig mit vielen Wellen, denn es war windig heute.
Hier hat Antje auch mit ihrem postmodernen neuen Trinkgefäß für ein Foto posiert. Sie hat gewettet, dass Jana und Beke wissen, was das für ein Teil ist. Da habe ich natürlich locker dagegen gehalten, denn so etwas habe ich bei meinen Töchtern noch nie gesehen ...
Überhaupt gibt es in Finnland merkwürdige Sachen und jeder Besuch im Supermarkt lädt zu einem kulinarischen Abenteuer ein. Heute haben Antje und ich Lakritz-Eis ausprobiert und stellten fest, dass es gar nicht einmal so schlecht schmeckt, wie es sich anhört. Jedenfalls schmeckte es deutlich besser als die Lakritzrolle, die mit Pferfferminzpaste gefüllt war ...
Ein wenig haben wir uns dann noch die Innenstadt von Vaasa angesehen. Weil es hier einmal ein großes Feuer gab, hat man die Stadt mit breiten Alleen als Brandschutz wieder aufgebaut. Dadurch wirkt die Stadt sehr großzügig angelegt.
Und eine Freiheitsstatue haben sie hier auch ...

Samstag, 17. Juli 2010

Tag 68: Oravais - Vaasa, 78 km

Heute knallte schon morgens die Sonne vom Himmel und es war klar, dass es ein heißer Tag wird. Der Weg aus dem Radreiseführer machte ganz schön viele Schleifen, um die E8 zu vermeiden. Die Strecke war sehr schön und auch die vielen Sandwege waren gut zu befahren.

Nach zwei Pausen an Supermärkten (da kann man sich Eis und kühle Cola kaufen!) kam ich schließlich nach Vaasa und bemerkte als erstes den Wasserturm. Leider darf man ihn wohl nicht besteigen ...

Nicht weit vom Zentrum kommt man auf eine Insel mit Badestrand. Welche Großstadt hat das schon: 800 Meter Fußweg vom Zentrum zum Strand! Wir werden den Strand morgen sicher ausprobieren!

Unsere Unterkunft ist die Jugendherberge, die nur eine Insel weiter liegt. Hier werden wir zwei Nächte bleiben und uns morgen Vaasa ansehen.

Freitag, 16. Juli 2010

Tag 67: Jakobstad - Oravais, 66 km

Gestern Abend habe ich noch eine Sportart im Internet recherchiert, die hier groß im Fernsehen übertragen wird: Pesäpallo. Ich hatte vorher noch nie etwas davon gehört, dabei ist Deutschland Vizeweltmeister in dieser Sportart. Weltmeister war bisher selbstverständlich immer nur Finnland.

Für heute war Regen und Gegenwind angesagt - beides blieb zum Glück aus. So konnte ich die Strecke, die sehr schön abseits der Hauptstraße geführt war, flott durchradeln. Am Zeltplatz musste ich sogar auf Antje warten!

Antje war nämlich wieder einmal in einem Museum. Dieses Museum drehte sich um die Themen Arktis und Grönland und ist aus einer umfangreichen Privatsammlung entstanden. Am liebsten hätte Antje sich noch in die Videothek vertieft, aber dafür reichte die Zeit nicht.

Wir sind hier in Oravais und das ist der schwedische Name des Ortes. Alles ist hier zweisprachig in Schwedisch und Finnisch ausgeschildert. Weil hier - wie in Jakobstad - überwiegend Schwedisch gesprochen wird, steht der schwedische Text jeweils oben (in Kokkola war es andersherum).

Hier fand im Jahre 1809 die letzte Schlacht des Krieges zwischen Schweden-Finnland und Russland statt. Direkt am Schlachtfeld steht heute ein großes Denkmal. Nach diesem Krieg wurde Finnland übrigens ein autonomes Großherzogtum im russischen Zarenreich.
Unser Zeltplatz ist sehr klein und auf keiner Karte verzeichnet. Wir sind bisher auch die einzigen Gäste hier. Das Geld wird in der Kaffeestube verdient, denn dies ist gleichzeitig ein Rastplatz an der E8. Als Attraktion hat man hier einen Stein-Park aufgebaut mit über 100 Gesteinsexemplaren, die nach Alter angeordnet sind.
Dieser Stein glitzerte so schön. Wenn wir gedurft hätten, hätten wir ihn für Dörte mitgenommen ...

Donnerstag, 15. Juli 2010

Tag 66: Kokkola - Jakobstad, 47 km

Heute früh haben wir beschlossen, noch einen weiteren Schiffsausflug zu unternehmen. Praktisch direkt neben unserem Zeltplatz fuhr die MS Jenny los, um die Leuchtturminsel Tankar anzulaufen.
Der Leuchtturm wird dort immer noch verwendet, seit 1960 aber mit elektrischem Licht. Er ist mit 27 Metern nicht sehr hoch, wegen der exponierten Lage der Insel soll er allerdings 50 km weit zu sehen sein.
Außer dem Leuchtturm gab es ein Mini-Museum über den Seehundfang, eine Kapelle aus dem 18. Jahrhundert, eine Lotsenstation und eine echte Cafeteria auf der Insel. Das alles wurde uns sogar auf Englisch von einem Crew-Mitglied erklärt.
Das Schiff war erst kurz nach 17 Uhr wieder in Kokkola, deshalb bin ich heute sehr spät gestartet. Bei strahlendem Sonnenschein war der kühlende Abendwind sehr angenehm und die Kilometer flogen nur so dahin. Die Strecke führte über die Sieben-Brücken-Straße, was mich natürlich an den Sieben-Hügel-Weg bei Nimwegen erinnerte. Ein wenig traurig bin ich schon, dass ich nächste Woche die 4-daagse nicht mitlaufen kann. Aber alles geht halt nicht!

Ich habe jetzt diese schöne Schären-Landschaft sowohl vom Schiff als auch vom Fahrrad aus gesehen. Zumindest habe ich nun einen Eindruck davon, was ich verpasse, wenn ich den Schärengarten bei Turku nicht besuche. Das Russlandvisum setzt aber feste Termine und deshalb kann ich meine Pläne nicht ändern. Vielleicht kamme ich ja an den spielfreien Tagen während des Kongresses dorthin?

Mittwoch, 14. Juli 2010

Tag 65: Kalajoki - Kokkola, 98 km

Gestern Nacht hat sich die Schwüle in einem starken Gewitter entladen. Das führte zu einem überraschenden Phänomen: Es wurde so dunkel, dass wir zum Lesen das Licht anmachen mussten!

Heute war ein Regentag. Da der Regen schön warm war, habe ich auf Regenzeug verzichtet und bin in kurzer Hose gefahren. Mittags kam dann die Sonne wieder raus und es wurde sehr schwül. Daraus entstand dann ein Gewittersturm, bei dem es wie aus Eimern schüttete. Glücklicherweise konnte ich mir das Gewitter gemütlich aus einem Restaurant ansehen, während ich eine Riesenportion Kebab vertilgte.

Antje hat heute einen Ausflug auf die Insel Maakalla gemacht, die aus historischen Gründen heute noch besondere Autonomierechte hat. Darüber berichtet sie am besten selbst:

Zunächst einmal hatte ich Glück, dass ich überhaupt mitgenommen wurde, weil ich keine telefonische Reservierung vorgenommen hatte. Der Kapitän ließ mich aber schließlich trotzdem mitfahren. Dann schockte mich der Preis von 40 EUR, aber was soll's ...

Dieser sogenannte "water bus" konnte bei schlechtem Wetter nur etwa 15 Leute mitnehmen, hatte dafür aber 3 Mann Besatzung. An Bord waren ausschließlich Finnen, deren Englisch-Kenntnisse recht bescheiden waren. Der Kapitän gab sich redlich Mühe mir zu erklären, dass auf Maakalla neben der Kirche eine Cafeteria sei, deren Betreiberin mir die Geschichte der Insel auf Englisch erklären könne. Auf Nachfrage sagte er mir, ich sei in diesem Sommer der sechste ausländische Tourist auf dem Boot. Anscheinend war die Insel ein Geheimtipp! Der Kapitän ließ mich übrigens erst von Bord, nachdem mir jemand die Abfahrtszeit auf Englisch verkündet hatte.

Die Insel war sehr übersichtlich! Der Durchmesser betrug schätzungsweise sechs- bis siebenhundert Meter. Sie war übersät von Hütten, wie ich sie vom Campingplatz her kannte, und eine Kirche stand als herausragendes Gebäude auf einer Anhöhe. Die Hütten konnten nicht alle bewohnt sein, denn es war kein Mensch zu sehen.
Da es zu regnen begonnen hatte, versammelten sich alle Touristen zur Innenbesichtigung der Kirche. Ansonsten gab es ja auch nichts zu sehen - abgesehen von verschlossenen Hütten!
Die angekündigte Cafeteria war partout nicht zu finden! Also machte ich mich auf, die Insel zu erkunden. Abgesehen von anderen Touristen traf ich keinen Menschen. Als ich wieder in Richtung Boot ging, fand ich endlich die Cafeteria! Es handelte sich um einen Tisch, der nun bei der Kirche aufgebaut war. Eine sehr gut Englisch sprechende Frau verkaufte Kaffee und Pfannkuchen.
Was nun folgte, war eine Diskussion der innenpolitischen Lage von Maakalla. Die momentane Regierung von Maakalla zeigte sich dem Tourismus gegenüber sehr ablehnend. Zu ihrem Bedauern durfte die Dame keine der Hütten zur Cafeteria umbauen, geschweige denn Hütten an Touristen vermieten. Auch ihr Traum von Maakalla als Paradies mit steuerfreiem Alkohol ließ sich mit dieser Regierung nicht verwirklichen. Auf meinen Einwand, dass betrunkene Touristen nicht wirklich nett wären, lautete ihr Kommentar: "Na ja, es gibt auch viele Fischer, die trinken, dann fallen die Touristen gar nicht auf!"

Das Gespräch plätscherte so vor sich hin, als sie feststellte, dass ich noch gar keinen Räucherfisch gekauft hatte. Für diese umtriebige Dame war es kein Problem, dem Kapitän zu sagen: "Die Dame geht noch Fisch kaufen, erst danach kannst Du losfahren!" Auf kleinen Inseln geht es doch sehr familiär zu! Der Fischkauf war ebenfalls skurril, aber ich habe schon viel zuviel geschrieben! Auf jeden Fall hat der Ausflug Spaß gemacht und Jan freut sich bestimmt über Räucherfisch zum Abendbrot!

Dienstag, 13. Juli 2010

Tag 64: Raahe - Kalajoki, 89 km

Heute war es heiß. Fast zu heiß zum Radfahren, auf jeden Fall aber zu heiß für eine Pause. Wenn die kühlende Wirkung des Fahrtwindes wegfällt, wird es nämlich noch heißer!

Die Strecke war wieder überwiegend flach mit kleinen sanften Hügeln, die mich kaum aufhielten. Es gab sehr wenig Schatten auf dem Weg, denn hier wird Landwirtschaft betrieben. Es gibt also nur gelegentlich mal einen kleinen Wald, aber die Sonne steht meist so hoch, dass das auch nichts nutzt.

Sehenswert war unterwegs die alte Holzbrücke in Pyhäjoki. Eigentlich wollten Antje und ich in den Stromschnellen des gleichnamigen Flusses schwimmen. Leider haben wir aber die angegebene Badestelle nicht gefunden.

Antje ist von Kalajoki aus zu den Sanddünen Hiekkasärkat geradelt und hat dort in der Ostsee gebadet. Diese Dünen sind ein beliebter Ausflugsort in der Gegend.

Ich sitze jetzt in der Jugendherberge und ärgere mich mit meinem Netbook herum. Der interne SD-Speicher ist vollgelaufen und deshalb bootet es nicht mehr. Mal sehen, wie ich mir helfen kann ...

Update:
Ich war natürlich selber schuld! Statt die Bilder von der Kamera auf den USB-Stick zu sichern (copy nach /media/Flash\ Disk/data) habe ich sie auf den internen Speicher gesichert (copy nach /media/Flash\ Disk, knapp am Mountpoint vorbei ...). Inzwischen läuft wieder alles und die Bilder sind jetzt richtig gesichert. Aber Dörte hat möglicherweise auf dem USB-Stick, den sie mit nach Hause genommen hat, kein einziges Bild drauf ...

Montag, 12. Juli 2010

Tag 63: Oulu - Raahe, 109 km

Heute war wieder ein Tag, um in kurzer Hose radzufahren. Die Strecke war so flach wie die norddeutsche Tiefebene, nur der Gegenwind störte etwas. Die Natur ist aber natürlich weiter zurück als in Deutschland - hier ist gerade Rapsblüte.
Unterwegs habe ich ein Ehepaar aus Köln getroffen, das auch mit dem Fahrrad um die Ostsee fährt - allerdings in der anderen Richtung. Sie sind in Rostock gestartet und konnten mir über Polen, Kaliningrad und die baltischen Staaten berichten. Sie führen auch ein Tagebuch im Internet, die Seiten werde ich mir genau ansehen.

Ein paar Sehenswürdigkeiten, die im Radreiseführer angegeben waren, habe ich besucht. Zunächst die Kirche von Liminka, an der ich auch einen Cache gefunden habe.
Dann das Denkmal für die Schlacht bei Siikajoki, die einen Wendepunkt im Krieg zwischen Schweden-Finnland und Russland im Jahre 1808 darstellte.
Und schließlich die "Friedenshütte", in der der Waffenstillstand in diesem Krieg unterzeichnet wurde.
Abends bin ich mit Antje noch in das Zentrum von Raahe geradelt. Es gibt dort sehr viele schöne alte Holzhäuser und als Kontrastprogramm ein paar Straßen weiter ein modernes Einkaufszentrum.

Sonntag, 11. Juli 2010

Tag 62: Oulu, Go-Turnier 3. Tag

Gestern abend gab es ein ganz besonderes Licht, als ich von der Go-Sauna zum Zeltplatz zurückfuhr. Um 0:30 Uhr war die Sonne schon hinter dem Horizont verschwunden und strahlte von unten die Wolken an, die rötlich und teilweise hellgelb leuchteten. Toll!
Heute morgen war dann Wäsche waschen angesagt und dann ging es zu den letzten beiden Runden des Turniers. Ich bin meinem System treu geblieben und habe gegen einen Dan-Spieler verloren und gegen einen Kyu-Spieler gewonnen. Das ist kein tolles Resultat für mich, aber das Turnier hat mir Spaß gemacht. Und das ist die Hauptsache! Sieger wurde übrigens Antti Törmänen.
Nach dem Turnier bin ich mit Antje indisch essen gegangen - das war scharf und lecker. Zum Glück hatten wir "medium" und nicht "hot" bestellt! Jetzt sitze ich auf dem Zeltplatz und will gleich noch einmal zum Abschied von Oulu in der Ostsee baden. Und danach natürlich das Finale gucken. Schade, dass ich kein orangenes T-Shirt dabei habe, das hätte ich heute abend angezogen!

Dörte ist inzwischen gut zuhause angekommen und lässt sich von den Töchtern verwöhnen.

Noch ein letztes Wort an die Leute, die zum Go-Kongress fahren: Oulu hat mir als Stadt sehr gefallen, ebenso die Organisation und Atmosphäre des Turniers. Wenn es in Tampere genauso wird, dann werden wir viel Spaß haben!

Samstag, 10. Juli 2010

Tag 61: Oulu, Go-Turnier 2. Tag

Dörte ist gestern abend nach Helsinki gefahren und hat sich von dort schon per Telefon gemeldet. Sie scheint einen schönen Tag mit Sinikka und Matti zu verbringen und wird morgen mittag nach Hause fliegen.

Das Go-Turnier geht über 3 Tage und ich muss mich erst wieder langsam an das Go-Spielen gewöhnen. So richtig erfolgreich bin ich bisher nicht: Kyu-Spieler kann ich noch schlagen, gegen Dan-Spieler verliere ich. Immerhin habe ich so 3 der 6 Partien gewonnen. Man spielt hier übrigens (um es mal auszuprobieren) mit dem Fischer-Zeitsystem: Man bekommt 25 Minuten auf seiner Uhr und mit jedem Zug erhält man zusätzliche 10 Sekunden.

Vom Sandsack-Turnier habe ich ja gestern schon ein Bild reingestellt. Das macht Spaß, allerdings werfe ich nicht zielgenau genug. Ich bin gleich in der ersten Runde ausgeschieden und habe so keine Chance auf den großen Pokal. Gestern haben Touristen aus Österreich interessiert zugeschaut. Die werden jetzt zuhause erzählen, dass die Finnen abends im Park immer Sandbeutel auf ein Bindfadengitter werfen ...

Für den Abend wurde eine Sauna angemietet - das ist eine zu einem Konferenzraum umgebaute Wohnung, bei der eine ziemlich große Sauna angeschlossen ist. Offensichtlich hält man hier Besprechungen auch "mit Sauna" ab und kann solche Räume mieten. Undenkbar bei uns! Ich bin gespannt, ob es so etwas auch in Tampere geben wird.

Hier kann man jetzt Go-Spielen, das mitgebrachte Essen und Bier verzehren, saunieren und gleich auch das Fußballspiel ansehen.

Freitag, 9. Juli 2010

Tag 60: Oulu, Go-Turnier 1. Tag

Nur ein ganz kurzer Update:

Nettes Go-Turnier von Freitag bis Sonntag. Mit Sauna und Sandsack-Go.

Jetzt sitzen wir in einem mexikanischen Restaurant und nachher muss ich Abschied von Dörte nehmen. Um 23:52 Uhr geht ihr Zug nach Helsinki.

Donnerstag, 8. Juli 2010

Tag 59: Simo - Oulu, 96 km

Das WM-Gucken verlief gestern abend genauso holperig wie das Spiel der deutschen Mannschaft. Anscheinend war in der ganzen Gegend kein DVBT-Empfang von finnischen Sendern möglich und Dörte ist für mich extra bis Kemi gefahren, wo wir schwedische Sender reinbekamen. So konnte ich wenigstens die zweite Halbzeit des Trauerspiels verfolgen.

Die Strecke führte heute entweder längs der viel befahrenen Hauptstraße oder es ging über unasphaltierte Nebenstraßen. Wir würden sie wohl eher als Waldwege bezeichnen. Eine Beschilderung war zunächst nicht vorhanden und mein Navi wurde wieder einmal mein bester Freund. Trotzdem erwischte ich einmal eine Sackgasse, die direkt am Ostseestrand aufhörte. Spätestens beim nächsten Fluss musste ich aber immer zur Hauptstraße zurück, denn nur dort gibt es eine Brücke. Und von diesen Flüssen gibt es hier ganz schön viele und sie sind ziemlich breit!
Zu Mittag habe ich in dem Ort "Ii" gegessen - und es hat gut geschmeckt. Dörte und Antje hatten ja vorher gesagt, dass man hier lieber nicht essen gehen sollte - bei dem Namen ...

Das Wetter war heute so warm, dass ich zum ersten Mal in kurzer Hose gefahren bin.
20 Kilometer vor Oulu wurden Radwege und Beschilderungen vorbildlich und es war ein Verkehr auf den Radwegen wie in Holland. Oulu ist halt eine junge Studentenstadt.

Der Zeltplatz liegt fast direkt am Strand von Oulu und ist sehr groß und gut besucht. Hier ist endlich Sommer!

Mittwoch, 7. Juli 2010

Tag 58: Tervola - Simo, 117 km

Eigentlich ist die Strecke ja viel kürzer, aber ich habe einen Umweg über Haparanda gemacht. Haparanda ist für mich die Spitze der Ostsee und da musste ich einfach auch einmal mit dem Fahrrad gewesen sein.
Ich bin dort noch bis zum Bahnhof gefahren und es stimmt, lieber Benjamin: Es gibt hier keine Personenzüge mehr, der Bahnhof ist in ein Hotel umgewandelt und der Zugang zu den Gleisen ist abgesperrt. Güterverkehr scheint es aber noch zu geben.
Ab Haparanda war die Strecke bis Simo zwar gut ausgeschildert, aber auch ziemlich öde. Meistens war es ein Radweg neben einer stark befahrenen Straße.

Das von Antje mitgebrachte gute Wetter hat nicht lang gehalten: Heute gab es Dauernieselregen bei Temperaturen knapp unter 20 Grad.

Antje und Dörte haben heute ein Freilichtmuseum besucht und können jetzt Saunahütten aus verschiedenen Jahrhunderten auseinanderhalten. Außerdem haben sie im Museum am Mittagessen der Mitarbeiter teilgenommen (es gibt dort wohl mehr Mitarbeiter als Besucher!) und konnten so frisch zubereitetes Rentier-Geschnetzeltes probieren.

Bei der Wahl der Unterkunft hat Dörte wieder das WM-Spiel vergessen. Auf dem Zeltplatz funktioniert kein DVBT und keine Kneipe im Umkreis von 40 Kilometern hat so lange auf, dass man dort das Spiel gucken könnte. Sie hat es aber schnell gemerkt und mit dem Auto in der Nähe einen Platz gesucht, an dem mein Fernseher funktioniert. Da fahren wir jetzt gleich hin.

Dienstag, 6. Juli 2010

Tag 57: Sonka - Tervola, 110 km

Gestern Abend haben wir noch Abschied von der Mitternachtssonne genommen, schließlich sind wir heute wieder in Richtung Süden über den Polarkreis gefahren. Um Mitternacht stand die Sonne auch noch ziemlich hoch am Himmel und Dörte musste im Auto die Sonnenblende herunterklappen. Wir sind nämlich extra noch einmal 30 km nach Norden gefahren, um die Sonne mit Spiegelung im Fluss Ounasjoki zu fotografieren. Eigentlich war alles perfekt, wir hatten nur nicht bedacht, dass die Sonne erst um 1.22 Uhr im Norden steht und ihren tiefsten Stand hat. Also haben wir 90 Minuten gewartet, weil die Sonne noch nicht über dem Fluss stand.
Dörte hat sich von Antje eine Zigarette geschnorrt, um die Mücken zu vertreiben. Später haben wir unsere Mückennetze eingesetzt und ich habe festgestellt, dass man auch prima durch das Netz trinken kann!
Um 1.30 Uhr haben wir die Aktion dann abgebrochen, denn die Sonne stand jetzt zwar wohl voll im Norden und über dem Fluss, versteckte sich aber leider hinter Wolken.

Auf der Strecke habe ich heute Klaus aus Frankfurt getroffen, der mit dem Fahrrad über Murmansk zum Nordkap unterwegs ist. Auf seiner Website rad-fernweh.de kann man ihn verfolgen und da stehen auch Berichte über andere Touren, die man gern mal nachfahren möchte.
Antje und Dörte hatten auch einen erlebnisreichen Tag, über den sie am besten selbst berichten:

Bei uns stand zuerst "Rentierfütterung" auf dem Plan. Laut Touri-Info um 11.00 Uhr. Wir also hingefahren. Kein Mensch zu sehen, aber es gab ein Restaurant, mehrere Kotas - also haben wir mal rumgeguckt und einen Mann gesehen, der eine Schubkarre mit Birkenzweigen belud und wie der Vetter von Santa Claus aussah. Wir also hin und gefragt, ob wir bei der Rentierfütterung mitmachen könnten. Er musterte uns etwas prüfend, zuckte mit den Schultern und führte uns zu einem Stall. Seine zwei Rentiere (Mutter und Sohn), erklärte er, mögen Hitze und Mücken nicht und halten sich gern dort auf. Mit Rentiermoos lockte er dann doch eines heraus und wir konnten es füttern. Im Gespräch stellte sich dann heraus, dass wir gar nicht auf der Rentierfarm waren, sondern im "Shaman Kingdom", im Estate of Kampsuherra! Oiva Arvola, Schamane und Buchautor (Aphorismen und Sagas) führte uns durch seine Welt und trank mit uns Kaffee. Nach dem Kauf von Pässen und einem kleinen Büchlein haben wir im besten Einvernehmen Abschied genommen. (siehe auch www.kampsuherra.com)
Jan war inzwischen schon weitergefahren und hatte die Koordinaten einer schönen Badestelle durchgegeben. Er hatte aber nicht gesehen, was dort noch geboten wurde: Sandstrand (20m), Feuerstellen (Finnen machen bei jedem!! Wetter Feuer) und vor allem: eine öffentliche Teppichwaschstelle! Die finnische Hausfrau schnappt sich bei schönem Wetter die Teppiche und ihre Kinder und fährt an den Fluss. Aus dem wird Wasser gepumpt und die Kinder schrubben mit Begeisterung. Dann wird der Teppich durch eine Mangel gedreht und aufgehängt. Mindestens 50 hingen über Holzgestellen (Jan hatte sie für Saunahandtücher gehalten).
Zum Schluss noch die tägliche lappische Schamanenweisheit:

Das Leben des Menschen
ist wie Vogelscheisse
auf dem Meeresstein.
Die erste Welle spült sie weg.

PS von Jan: Es war heute 28 Grad und Dörte konnte sich am Polarkreis sonnen!