Mittwoch, 14. Juli 2010

Tag 65: Kalajoki - Kokkola, 98 km

Gestern Nacht hat sich die Schwüle in einem starken Gewitter entladen. Das führte zu einem überraschenden Phänomen: Es wurde so dunkel, dass wir zum Lesen das Licht anmachen mussten!

Heute war ein Regentag. Da der Regen schön warm war, habe ich auf Regenzeug verzichtet und bin in kurzer Hose gefahren. Mittags kam dann die Sonne wieder raus und es wurde sehr schwül. Daraus entstand dann ein Gewittersturm, bei dem es wie aus Eimern schüttete. Glücklicherweise konnte ich mir das Gewitter gemütlich aus einem Restaurant ansehen, während ich eine Riesenportion Kebab vertilgte.

Antje hat heute einen Ausflug auf die Insel Maakalla gemacht, die aus historischen Gründen heute noch besondere Autonomierechte hat. Darüber berichtet sie am besten selbst:

Zunächst einmal hatte ich Glück, dass ich überhaupt mitgenommen wurde, weil ich keine telefonische Reservierung vorgenommen hatte. Der Kapitän ließ mich aber schließlich trotzdem mitfahren. Dann schockte mich der Preis von 40 EUR, aber was soll's ...

Dieser sogenannte "water bus" konnte bei schlechtem Wetter nur etwa 15 Leute mitnehmen, hatte dafür aber 3 Mann Besatzung. An Bord waren ausschließlich Finnen, deren Englisch-Kenntnisse recht bescheiden waren. Der Kapitän gab sich redlich Mühe mir zu erklären, dass auf Maakalla neben der Kirche eine Cafeteria sei, deren Betreiberin mir die Geschichte der Insel auf Englisch erklären könne. Auf Nachfrage sagte er mir, ich sei in diesem Sommer der sechste ausländische Tourist auf dem Boot. Anscheinend war die Insel ein Geheimtipp! Der Kapitän ließ mich übrigens erst von Bord, nachdem mir jemand die Abfahrtszeit auf Englisch verkündet hatte.

Die Insel war sehr übersichtlich! Der Durchmesser betrug schätzungsweise sechs- bis siebenhundert Meter. Sie war übersät von Hütten, wie ich sie vom Campingplatz her kannte, und eine Kirche stand als herausragendes Gebäude auf einer Anhöhe. Die Hütten konnten nicht alle bewohnt sein, denn es war kein Mensch zu sehen.
Da es zu regnen begonnen hatte, versammelten sich alle Touristen zur Innenbesichtigung der Kirche. Ansonsten gab es ja auch nichts zu sehen - abgesehen von verschlossenen Hütten!
Die angekündigte Cafeteria war partout nicht zu finden! Also machte ich mich auf, die Insel zu erkunden. Abgesehen von anderen Touristen traf ich keinen Menschen. Als ich wieder in Richtung Boot ging, fand ich endlich die Cafeteria! Es handelte sich um einen Tisch, der nun bei der Kirche aufgebaut war. Eine sehr gut Englisch sprechende Frau verkaufte Kaffee und Pfannkuchen.
Was nun folgte, war eine Diskussion der innenpolitischen Lage von Maakalla. Die momentane Regierung von Maakalla zeigte sich dem Tourismus gegenüber sehr ablehnend. Zu ihrem Bedauern durfte die Dame keine der Hütten zur Cafeteria umbauen, geschweige denn Hütten an Touristen vermieten. Auch ihr Traum von Maakalla als Paradies mit steuerfreiem Alkohol ließ sich mit dieser Regierung nicht verwirklichen. Auf meinen Einwand, dass betrunkene Touristen nicht wirklich nett wären, lautete ihr Kommentar: "Na ja, es gibt auch viele Fischer, die trinken, dann fallen die Touristen gar nicht auf!"

Das Gespräch plätscherte so vor sich hin, als sie feststellte, dass ich noch gar keinen Räucherfisch gekauft hatte. Für diese umtriebige Dame war es kein Problem, dem Kapitän zu sagen: "Die Dame geht noch Fisch kaufen, erst danach kannst Du losfahren!" Auf kleinen Inseln geht es doch sehr familiär zu! Der Fischkauf war ebenfalls skurril, aber ich habe schon viel zuviel geschrieben! Auf jeden Fall hat der Ausflug Spaß gemacht und Jan freut sich bestimmt über Räucherfisch zum Abendbrot!

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