Dienstag, 6. Juli 2010

Tag 57: Sonka - Tervola, 110 km

Gestern Abend haben wir noch Abschied von der Mitternachtssonne genommen, schließlich sind wir heute wieder in Richtung Süden über den Polarkreis gefahren. Um Mitternacht stand die Sonne auch noch ziemlich hoch am Himmel und Dörte musste im Auto die Sonnenblende herunterklappen. Wir sind nämlich extra noch einmal 30 km nach Norden gefahren, um die Sonne mit Spiegelung im Fluss Ounasjoki zu fotografieren. Eigentlich war alles perfekt, wir hatten nur nicht bedacht, dass die Sonne erst um 1.22 Uhr im Norden steht und ihren tiefsten Stand hat. Also haben wir 90 Minuten gewartet, weil die Sonne noch nicht über dem Fluss stand.
Dörte hat sich von Antje eine Zigarette geschnorrt, um die Mücken zu vertreiben. Später haben wir unsere Mückennetze eingesetzt und ich habe festgestellt, dass man auch prima durch das Netz trinken kann!
Um 1.30 Uhr haben wir die Aktion dann abgebrochen, denn die Sonne stand jetzt zwar wohl voll im Norden und über dem Fluss, versteckte sich aber leider hinter Wolken.

Auf der Strecke habe ich heute Klaus aus Frankfurt getroffen, der mit dem Fahrrad über Murmansk zum Nordkap unterwegs ist. Auf seiner Website rad-fernweh.de kann man ihn verfolgen und da stehen auch Berichte über andere Touren, die man gern mal nachfahren möchte.
Antje und Dörte hatten auch einen erlebnisreichen Tag, über den sie am besten selbst berichten:

Bei uns stand zuerst "Rentierfütterung" auf dem Plan. Laut Touri-Info um 11.00 Uhr. Wir also hingefahren. Kein Mensch zu sehen, aber es gab ein Restaurant, mehrere Kotas - also haben wir mal rumgeguckt und einen Mann gesehen, der eine Schubkarre mit Birkenzweigen belud und wie der Vetter von Santa Claus aussah. Wir also hin und gefragt, ob wir bei der Rentierfütterung mitmachen könnten. Er musterte uns etwas prüfend, zuckte mit den Schultern und führte uns zu einem Stall. Seine zwei Rentiere (Mutter und Sohn), erklärte er, mögen Hitze und Mücken nicht und halten sich gern dort auf. Mit Rentiermoos lockte er dann doch eines heraus und wir konnten es füttern. Im Gespräch stellte sich dann heraus, dass wir gar nicht auf der Rentierfarm waren, sondern im "Shaman Kingdom", im Estate of Kampsuherra! Oiva Arvola, Schamane und Buchautor (Aphorismen und Sagas) führte uns durch seine Welt und trank mit uns Kaffee. Nach dem Kauf von Pässen und einem kleinen Büchlein haben wir im besten Einvernehmen Abschied genommen. (siehe auch www.kampsuherra.com)
Jan war inzwischen schon weitergefahren und hatte die Koordinaten einer schönen Badestelle durchgegeben. Er hatte aber nicht gesehen, was dort noch geboten wurde: Sandstrand (20m), Feuerstellen (Finnen machen bei jedem!! Wetter Feuer) und vor allem: eine öffentliche Teppichwaschstelle! Die finnische Hausfrau schnappt sich bei schönem Wetter die Teppiche und ihre Kinder und fährt an den Fluss. Aus dem wird Wasser gepumpt und die Kinder schrubben mit Begeisterung. Dann wird der Teppich durch eine Mangel gedreht und aufgehängt. Mindestens 50 hingen über Holzgestellen (Jan hatte sie für Saunahandtücher gehalten).
Zum Schluss noch die tägliche lappische Schamanenweisheit:

Das Leben des Menschen
ist wie Vogelscheisse
auf dem Meeresstein.
Die erste Welle spült sie weg.

PS von Jan: Es war heute 28 Grad und Dörte konnte sich am Polarkreis sonnen!

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