Samstag, 11. September 2010

Tag 123: Darłowo-Kołobrzeg, 81 km

Heute morgen habe ich ein reichhaltiges Frühstück bekommen: 3 Quarkpfannkuchen, Brötchen und Brot, Schinken, Käse, Tomaten, Orangensaft und Tee. Dabei habe ich erfahren, dass hier vor 2 Tagen eine Frau übernachtet hat, die im Alter von 66 Jahren ungefähr die gleiche Tour mit dem Fahrrad gemacht hat. Respekt, hoffentlich bin ich dann auch noch so fit!

Die Strecke war heute angenehm kurz und auch die unbefestigten Wege waren einigermaßen passabel. So kam ich schon gegen 15:30 Uhr am Zeltplatz an. Nach Zeltaufbau und Duschen blieb also genug Zeit für einen ausgiebigen Stadtrundgang. Ich hätte dafür aber lieber das Fahrrad nehmen sollen, denn am Ende bin ich circa 7 Kilometer gelaufen.
Die Altstadt war ein wenig enttäuschend. Man muss die Fotomotive regelrecht suchen und dann darauf achten, dass keine hässlichen Hochhäuser im Hintergrund zu sehen sind.
Der Dom ist groß und ziemlich beeindruckend. Die mächtigen Pfeiler der fünfschiffigen Kirche sehen aber so schief aus, dass man sich kaum hineintraut.
Ich bin dann weiter zur Strandpromenade gegangen. Kołobrzeg ist eines der größten Seebäder in Polen und die Promenade ist stattliche vier Kilometer lang. Zu sehen gibt es neben den vielen Verkaufsständen einen Leuchtturm, eine Seebrücke und ein Denkmal für die Vermählung mit dem Meer. Nach der Eroberung der Stadt in 1945 fand hier eine Zeremonie statt, die die Verbindung Polens mit der Ostsee symbolisieren sollte. Dazu wurde ein Ring ins Meer geworfen. 1963 hat man dazu ein Denkmal errichtet.
Auf dem Rückweg zum Zeltplatz bin ich wieder den Campern begegnet, die ich schon in Elbląg, Łewa und Ustka getroffen hatte. Der Mann ist übrigens der erste, dem beim Erzählen über meine Tour spontan der Name Heinz Helfgen eingefallen ist. Seine Bücher über die Weltumrundung per Fahrrad haben wir als Jugendliche beide mit Begeisterung gelesen.

3 Kommentare:

Digital_Kantor hat gesagt…

Der Rundgang durch die Altstadt ist enttäuschend? Warum das? Weil es keine pittoreske Disneyland-Altstadt mit alten Häusern, modern restauriert, ist? Weil man sozialistische Plattenbauten entdecken kann, die dem geneigten nord- oder sueddeutschen Mittelstandsangehörigen fremd sind?

Zum einen sei daran erinnert, wer dafür sorgte, dass fast alle alten Häuser weggebombt wurden. Denn nur deshalb gibt es keine alte Altstadt mehr. Zum anderen sei auf die aus meiner Sicht sehr anerkennenswerten und erfolgreichen Anstrengungen der Kolobrzeger hingewiesen, die "neue Altstadt" zum Leben zu bringen. Sicher, Fachwerk und alte Backsteinbauten sucht man lange - aber dafür gibt's moderne, recht hübsche, Bebauung und richtig Leben in der Fußgängerzone.

Jan Rueten-Budde hat gesagt…

Hallo Digital-Kantor,

vielen Dank für Deinen Kommentar, der mich nachdenklich macht. Ich habe meinen tatsächlichen und spontanen Eindruck beschrieben, der sicherlich auch damit zusammenhängt, dass mein Rad-Reiseführer hier mehr von der "Disney-World" versprochen hat, als vorhanden ist.

Ich bin ein norddeutscher Mittelständler und ich kenne Plattenbauten sehr wohl. Hübsch finde ich sie deshalb aber nicht. Und ich erkenne sehr wohl an, dass eine Stadt, die im Krieg zerstört und in sozialistischen Zeiten eine neue Bausubstanz erhalten hat, die ganz anders ist, eben nicht wie Disney-World aussehen kann.

Und zu guter Letzt: Dom, Rathaus, Wasserturm und die Fussgängerzone haben mir durchaus gefallen.

Gruß Jan

Digital_Kantor hat gesagt…

Hallo Jan,
klar, war auch nicht böse gemeint und soll auch nicht ein Ästhetikempfinden angreifen. Ich bin ein Kolobrzeg-Fan, aber auch erst nach mehreren Besuchen. Und ich rege mich über manche Touristen auf, die mit Kommentaren wie "die Polen können doch keine Architektur" oder "das ist ja alles ziemlich einfach" oder auch "das könnte auch mal gemacht werden" durch Kolobrzeg streifen und dabei noch so manches Besser-Wessi-Tun mitbringen...
Das soll kein unreflektierte Positivdarstellung sein, denn architektonisch gibt's natürlich hübschere Städte - auch an der Ostseeküste. Aber die Stimmung ist m.E. einzigartig, mit Freunden dort in der Altstadt bei einem kühlen Bosman zu sitzen... ein Traum!
Weiterhin gute Fahrt - ich bin neidisch: Diese Tour will ich wohl auch mal machen...