Mittwoch, 29. September 2010

Wieviel Kilometer waren es denn nun?

Jetzt bin ich seit 11 Tagen zuhause und immer noch fehlt die Abschluss-Statistik! Das hatte ich eigentlich auch nicht so erwartet, aber die Nachbearbeitung des gesammelten Materials (Fotos, Videos, Trackdaten) ist doch viel aufwändiger als gedacht. So ein GPS-Empfänger zeichnet einfach alles auf, auch wenn man es gar nicht haben will. Wenn man ihn z. B. in ein Restaurant mitnimmt, dann ist der Empfang dort schlecht und die gemessene Position springt hin und her. So erhöht sich die gemessene Kilometerzahl während eines Mittagessens mal so eben um einen halben Kilometer, obwohl man sich gar nicht bewegt hat. Ebenso unterscheidet das Gerät natürlich nicht zwischen einem Stadtrundgang zu Fuß und der eigentlichen Radtour. All diese Probleme habe ich für jeden einzelnen Tag bearbeitet, z. B.: „Wieso ist hier eine Schleife? Ach ja, da ist mir der Handschuh runtergefallen und ich bin mit dem Fahrrad zurückgefahren. Bleibt drin!“

Nachdem nun alles bereinigt war, wollte ich die Gesamtstrecke per Programm ermitteln lassen. Dass es etwas weniger werden würde als die Summe der Kilometer-Angaben in den Überschriften (9463 km) war klar, aber zu meiner Überraschung lieferten 3 Programme (Trackmaker, GPSies.com, GTA) gleich 3 ziemlich unterschiedliche Ergebnisse (9388 km, 9355 km, 9365 km). Einige Ursachen konnte ich ermitteln: Unterschiedliche Berücksichtigung der Höhe, interne Rechengenauigkeit, Anwendung einer UTM-Projektion vor der Ermittlung der Entfernung. Dass das auf die Gesamtstrecke aber ca. 20 km Differenz ausmacht, hätte ich nicht erwartet. Da ich die weitere Auswertung mit GTA gemacht habe, lautet meine Antwort auf die Titelfrage jetzt einfach: 9365 km.

Was ist in den 11 Tagen sonst passiert? Das Sichtbarste ist sicher, dass ich schon nach 2 Tagen zum Frisör gegangen bin.
Ich habe die Blog-Einträge der ersten 3 Wochen und auch einige spätere um Fotos ergänzt und auch ein paar Videos hinzugefügt:
Dörte in der Barentsee (4MB)
Dummes Rentier (5 MB)
Wasserfall (4 MB)
Schiefe Ebene (17 MB) und Maschinenhaus (5 MB) am oberländischen Kanal
Außerdem gibt es jetzt einige Videos von der Zieleinfahrt im letzten Blog-Eintrag.

Wo es Sinn macht, habe ich eine Landkarte mit der Strecke hinzugefügt. Die Strecken sind bei GPSies.com hinterlegt. Bei den Kilometer-Angaben ist zu berücksichtigen, dass die Fährfahrten in Dänemark/Schweden nicht rausgerechnet wurden. Warum die Kilometer-Angaben auf der Karte geringer sind als in der Titelzeile, habe ich oben ja schon erklärt.

Die Statistik findet Ihr am Ende dieses Eintrages. Vorher möchte ich nämlich noch einmal all denen meinen Dank aussprechen, die zum Gelingen dieser tollen Tour beigetragen haben. Und das sind ganz schön viele! Ich versuche es einmal in zeitlicher Reihenfolge und hoffe, dass ich niemanden vergessen habe. Sonst bitte melden!
  • Mein Arbeitgeber Techniker Krankenkasse hat vor 4 Jahren mit dem Lebensarbeitszeittarifvertrag das Ganze erst möglich gemacht. Mein Chef hat es vor einem Jahr genehmigt und meine Mitarbeiter haben mich während meiner Abwesenheit vertreten.
  • JR2Hus von Gräber Räder hat im letzten Dezember mein Fahrrad flottgemacht und es hat bis auf Kleinigkeiten super gehalten. Nach dem Sattelbruch bekam ich gleich einen neuen Sattel gesponsort.
  • Die Familie Ohlenbusch hat mir eine dänische SIM-Karte besorgt.
  • Bei Birgit und Klaus konnte ich die ersten beiden Nächte übernachten. Klaus hat mich auch einen halben Tag auf dem Fahrrad begleitet.
  • Paul ist mit dem Auto bis Flensburg mitgefahren, um mir moralische Unterstützung zu geben.
  • Jana und Beke haben nicht nur den Webseiten-Support von zuhause erledigt, sondern waren auch Ansprechpartner für alle unvorhergesehenen Probleme (z. B. Reifen und Sattel besorgen).
  • Dörte hat mich zunächst 6 Wochen und dann noch einmal 2 Wochen begleitet. Dass die dabei erlittenen Qualen (vor allem Kälte, Mücken und anstrengende Wanderungen) unsere Ehe nicht belasten, ist einen besonderen Dank wert!
  • Irma und Dirk haben zusammen mit Beke das Haus gehütet und den Garten in Ordnung gehalten.
  • Jörg und André haben mich auf dem Fahrrad begleitet. Wir sind zwar meistens nicht zusammen gefahren, aber es war schön, Euch jeden Abend wiederzutreffen!
  • Das Ehepaar Nitzer hat sich mit uns am Nordkap getroffen und damit dem nördlichsten Punkt der Reise einen zusätzlichen Glanz gegeben.
  • Antje hat mich ab Rovaniemi für 5 Wochen begleitet. Es ist sehr lange her, dass ich einmal so lange mit meiner Schwester zusammen war und wir haben uns gut verstanden. Das kaksi hengen mökit in Seinäjoki werde ich nie vergessen!
  • Anne (AKirsche) hat mir Tips zu Oulu gegeben und die Go-Spieler aus Oulu haben ein sehr schönes Turnier organisiert. Nur meinetwegen mussten sie alle Ansagen auf Englisch machen. Hier bin ich auch zum ersten Mal in meinem Leben in die Sauna gegangen.
  • Eva und Ingo haben mein Russlandvisum mit nach Tampere gebracht und wir haben uns dort gegenseitig mit dem Gepäck geholfen. Als wir endlich wussten, wie wir die Fenster aufbekamen, war es im Hotel bei der Hitze auch erträglich!
  • Die Kongress-Organisatoren haben einen Super-Kongress veranstaltet. Dass ich so schlecht Go spielte, dafür konnten sie ja nichts!
  • Jana hat mich nach dem Go-Kongress eine Woche im Auto begleitet. Am meisten Spaß hat Ihr die rasante Fahrt über Feldwege nahe der russischen Grenze bereitet. Ob es daran lag, dass wir jetzt beim TÜV die Spurstangen tauschen mussten?
  • Burghard und Angelika haben uns auf dem Zeltplatz in Hämeenlinna besucht, das war eine tolle Überraschung!
  • Sinikka und Matti waren so etwas wie die Drehscheibe der gesamten Tour. Dörte hat dort auf dem ersten Rückweg nach Hause übernachtet, Jana und ich nach dem Kongress. Wir haben jeweils eine tolle Stadtführung bekommen. Jana hat später das Auto dort für eine Woche geparkt und Dörte hat es wieder abgeholt. Sinikka ist dann sogar mit nach Tallinn gekommen, um uns auch diese Stadt zu zeigen.
  • Ulrike hat mir Tips für Lappeenranta gegeben. Leider haben wir ihre Tanten dort nicht angetroffen.
  • Die Fernradfahrer von europaradtour.de haben mir wertvolle Tips für Russland gegeben.
  • Daniil hat mit mir eine schöne Wassertaxi-Tour durch St. Petersburg gemacht. Auf dem Go-Abend traf ich dann zusätzlich Sascha und Maxim bei einer Teezeremonie.
  • Sabine und Jo haben mir mit ihren Tracks bei der Weichselmündung mehr geholfen, als sie das wohl selbst erwartet hätten.
  • Aleksandra und andere Go-Spieler aus Danzig haben sich mit mir getroffen. Es wurde ein sehr netter (und langer) Abend!
  • In Reinbek wartete ein Empfangskomitee auf mich, das mir einen tollen Zieleinlauf bescherte, den ich nie vergessen werde!
  • Während der ganzen Reise habe ich moralische Unterstützung per E-Mail oder Kommentar durch die Leser des Blogs erfahren. Genau deshalb hat das Blog-Schreiben auch Spaß gemacht!
Ich habe selbst auch eine ganze Reihe von Blogs verfolgt, deren Adressen man oben rechts auf der Webseite finden kann. Die meisten Radfahrer sind inzwischen wieder zuhause, aber Hike Faster und Hélène und Brian sind noch unterwegs. Ich wünsche Ihnen von hier weiterhin eine gute Reise!

Und jetzt sage ich Tschüss, denn dies ist der letzte Blog-Eintrag! Wer mag, kann ja noch ein wenig in den Zahlen unten lesen!

Jan


Statistik

Länder
LandEtappen-
/ Ruhe-
tage (*)
kmkm je
Etappe
Std.
unter-
wegs
Std.
in
Fahrt
Schnitt
km/h
Gesamt95.0/34936598.6777.70587.6515.94
Deutschland6.1/1687113.362.1348.2014.26
Dänemark3.2/1396124.835.3827.7314.29
Schweden24.7/12580104.3228.04173.4214.88
Finnland27.9/25252290.3197.27151.4316.66
Norwegen9.5/172275.860.2444.8316.10
Russland5.9/156795.841.3431.9717.73
Estland5.5/1672122.553.3337.9917.70
Lettland4.4/1474107.035.5524.3619.44
Litauen2.2/011050.48.066.3717.34
Polen5.5/2634114.456.3641.3515.32
(*) Etappentage wurden bei Grenzübergängen nach gefahrenen Kilometern aufgeteilt.

Strecke
Längste Etappe:173 km(Narva – Võsu)
Kürzeste Etappe:30 km(Skarsvåg – Nordkap – Skarsvåg)
Höchster Punkt der Reise:718 m(Ylläs)
Höchster Punkt mit dem Fahrrad:483 m(zwischen Åsele und Lycksele)
Tiefster Punkt:-212 m(Nordkaptunnel)
Höchster Durchschnitt ohne Pausen:20.64 km/h(Pāvilosta-Palanga)
Niedrigster Durchschnitt ohne Pausen:11.16 km/h(Sandvik – Stockholm)
Höchste Einzelgeschwindigkeit:54.08 km/h(Nordkap-Etappe)
Etappen mit großem Gepäck:39
Etappen mit kleinem Gepäck:46
Tunnel durchfahren:10(Gesamtlänge ca. 30 km,
alle nahe am Nordkap)
Fährfahrten:13(darunter 3 Seefähren)
Abweichungen zur Planung:8(siehe Karte mit Erläuterungen)
Mit dem Auto zurückgelegte Strecke:8795 km

Übernachtungen
Im Zelt:20
Im Auto:34
Bei Freunden:4
In Hotel/Zimmer/Hütte ohne eigenes WC:25
In Hotel/Zimmer/Hütte mit eigenem WC:45

Begleitung
Durch Dörte allein:28 Etappen
Durch Dörte und Antje:3 Etappen
Durch Antje allein:10 Etappen
Durch Jana:5 Etappen

SIM-Karten
LandAnzahl
Gesamt21
Deutschland1neue Karte für den USB-Stick
Dänemark1für Jan, vorher in DK besorgt
Schweden2für Jan und Dörte
Finnland4für Jan, Dörte, Netbook und Antje
Norwegen3für Jan, Dörte und Netbook
Russland1für Jan
Estland3für Jan, Dörte und Netbook
Lettland3für Jan, Dörte und Netbook
Litauen1fürs Netbook, wir telefonierten mit den lettischen Karten
Polen2für Jan und Netbook

Geocaching
Traditional:151
Multi:5
Earth:4
Webcam:1
Virtual:1
Gesamt:162
Ich konnte mein Ziel, jeden Tag mindestens einen Cache zu finden, erreichen. Bei "Löchern" in der Cache-Landkarte mit einem Radius von bis zu 80 km erforderte das einiges an Planung und Glück.

Sonstiges
Aufgenommene Fotos:1527
Aufgenommene Videos:7
Besuchte Go-Turniere:2(Oulu, Tampere)
Besuchte Go-Klubs:3(Flensburg, St. Petersburg, Danzig)

Fahrrad
  • Kette, Ritzelsatz und das mittlere vordere Ritzel habe ich nach ca. 7500 km in Tallinn tauschen lassen. Das ist normaler Verschleiß.
  • Der Sattel ist mir nach ca. 7500 km gebrochen und ich bekam schnell Ersatz. Dass der zweite Sattel nach ca. 3000 km nur 2 Tage nach der Ankunft in Reinbek auf gleiche Weise gebrochen ist, finde ich merkwürdig.
  • Ansonsten ist ein Flaschenhalter gebrochen, den ich nicht ersetzt habe.
  • Die Anzahl der Plattfüße habe ich irgendwann nicht mehr gezählt, aber sie ist zweistellig und damit zu hoch.
Ich fahre übrigens immer noch mit dem ersten Satz Bremsgummis (ich bin mit mehreren Ersatzpaaren losgefahren) und es gab keinen Speichenbruch. Alles in allem bin ich sehr zufrieden, denn es ist nichts Ernsthaftes kaputtgegangen.

Unglücksfälle
  • 2 Stürze vom Rad (Riga, Nida)
  • 2 heruntergefallene Brillen mit Glasbruch (Vaasa, Nida)
  • 1 geklauter Fotoapparat (Riga)
  • Netbook bootet nicht mehr (Kalajoki)
Pleiten
  • Das bei Conrad gekaufte Alarmschloss ging bereits nach einer Woche kaputt, indem ein Teil abfiel, das ich nicht wiederfinden konnte. Nach dem Entfernen der Batterie habe ich es als normales Schloss benutzt, bis meine Schwester einmal beim Testen, ob es eingeschnappt war, mit mäßiger Kraft den Mechanismus ohne Schlüssel aufbekam. Ab dann blieb nur noch die psychologische Wirkung der Beschriftung „Bike Alarm“ übrig …
  • Die Marathonreifen haben nicht das gehalten, was ich mir von ihnen versprochen hatte. Von der Laufleistung her ist das Profil gut, aber wenn man einmal unglücklich durch eine Scherbe gefahren ist, ist der Reifen hin.
  • Für die Stromversorgung des Mobiltelefons hatte ich ein USB-Ladekabel mitgenommen, dass ich an den USB-Anschluss meines Fahrrad-Ladegerätes anschließen wollte. Das hatte ich nicht getestet und es lief nicht gut. Das Telefon schaltet automatisch auf einen Schon-Lademodus, der meine teuer mit dem Nabendynamo erstrampelte Energie nur so verschwendet. Ein Laden im ausgeschalteten Zustand hat besser funktioniert, war aber auch nicht optimal. Vermutlich hat das Netzladegerät eine andere Spannung als 5 V.
  • Das Bloggen wollte ich ursprünglich per E-Mail vom Handy machen. In Dänemark habe ich festgestellt, dass es dabei eine merkwürdige Begrenzung auf ca. 1000 Zeichen gibt. Mit der schwedischen SIM-Karte funktionierten dann weder Operamini noch der E-Mail-Client. Später war das von Land zu Land unterschiedlich – mal ging es und mal ging es nicht. Das Bloggen per E-Mail funktionierte aber schon in Kopenhagen nicht mehr, weil blogger.com mit einem neuen Filter meine E-Mail vom Handy als potentiellen Spam zurückwies.

7 Kommentare:

Anne (AKirsche) hat gesagt…

Hallo Jan,
nochmal Gratulation für deine beeindruckende Leistung!
Vielen Dank für die vielen tollen Log-Einträge, durch die wir an deinem Abenteuer teilhaben durften.
Einmalig großartig!

Ehrfurchtsvoll,
Anne

Anonym hat gesagt…

Hallo Herr Rüten-Budde,

nachdem ich im TK Know-how Teaser von Ihrer Reise gelesen habe, habe ich mir die ersten Blog-Einträge angesehen und war begeistert. Es hat mir viel Spass gemacht die Einträge jeden Tag zu lesen.

Meinen Respekt zu dieser grandiosen Leistung haben Sie!

Viele Grüße und erholen Sie sich noch gut.
Dirk Schütte

g0erwt hat gesagt…

Jan, Du kannst noch immer Deinen Bart wachsen lassen als Du Rentner bist. Wie ich.
Mir haben Deine Eintraege sehr viel Spass gemacht.
Schade dass Du nicht in Hannover bist. Gute Besserung.

Paulus (jetzt in Hannover)

Anonym hat gesagt…

Hallo Jan, ich ziehe ganz tief den Hut vor dir, einfach Klasse, was du geleistet hast. Vor allem hast du deinen kompletten Plan umgesetzt, im Gegensatz zu uns, wir haben ja dann irgandwann dem schlechten Wetter in Norwegen den Rücken gekehrt und versucht Sonne in Deutschland zu bekommen. Ich hoffe, wir treffen uns noch einmal und können die Passagen nach dem Kap, also nach unserer "Trennung" bei Tee, Bier und anderem auswerten. Herzliche Grüße auch an Dörte. Jörg

heit.herein@t-online.de hat gesagt…

Lieber Herr Rueten-Budde,
großes Kompliment. Ich war letztes Jahr in Estland und Russland für 2 Wochen unterwegs und möchte in diesem Jahr von Helsinki nach Tallinn via Wyborg und vor allem St. Peter und dann Narwa. Ich würde gerne ein paar Fragen an Sie richten. Meine Email:
heit.herein@t-online.de

SEO hat gesagt…

"Excellent blog post. I definitely love this website.
Continue the good work!"

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fahrrad touren hat gesagt…

Völlig hier inspiriert, auch du mir gute Informationen geben, halten Sie es weiter.
Dank